Eine glorreiche Revolution


mit freundlicher Genehmigung von Barbara Balz / World Money Fair

Auf den ersten Blick erscheint diese Hochzeit ganz normal: Maria, Nichte des Königs von England, heiratet Wilhelm III. von Oranien, Generalstatthalter der Niederlande. Diese Verbindung zweier Herrscherhäuser feierte Marias Onkel mit einer prächtigen Medaille. Für die Zeitgenossen steckte jedoch viel mehr dahinter – und die Folgen waren enorm.

Karl II. (1660-1685). Silbermedaille o. J. von N. Chevalier auf die Hochzeit von Maria II. mit Wilhelm III. von Oranien (1677). Eimer 256. Aus Auktion Künker 183 (2011), 1723.

In den Jahren vor der Hochzeit war die politische Situation in England kompliziert: Außer Karl II. selbst und seiner Nichte Maria war nahezu das ganze Königshaus katholisch. In Karls Politik spürten die anglikanischen Untertanen stets die Hand des verhassten Papstes nach ihrem Land greifen. Um die Lage zu entspannen, sah sich der König gezwungen, seinen Bruder von der Thronfolge auszuschließen; damit legte er sich auf die protestantische Maria als nächste Königin fest. Der Blick auf eine nichtkatholische Zukunft ließ den Anglikanern auch die Gegenwart erträglicher erscheinen.

König Jakob II. von England. Nicolas de Largillière, 1686. Quelle: Wikipedia.

Doch nach Karls Tod kam es anders. Ohne Widerstand bestieg 1685 sein jüngerer Bruder Jakob den Thron. Seine Lage schien gesichert: Ein stehendes Heer und sichere Einnahmen ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass der katholische König fest im Sattel saß. Auch außenpolitisch hatte England auf einen Trumpf gesetzt; es war mit Frankreich verbündet, dem mächtigsten Land Europas. Paradoxerweise sollte gerade diese Konstellation zu Jakobs Ende und zu der sogenannten Glorreichen Revolution führen.

Viele Engländer sahen in Jakobs Politik den gefürchteten Versuch, das Land zu rekatholisieren und eine absolutistische Herrschaft aufzubauen. Eine Gruppe von Aristokraten lud daher in einem geheimen Schreiben den Ehemann Marias, der erbberechtigten Tochter des verstorbenen Königs Karls II., Wilhelm III. von Oranien, ein, Jakob abzulösen. Der Niederländer ergriff die Gelegenheit. Angeblich aus Gründen des Erbrechts. Tatsächlich hatte Wilhelm, Vorreiter des Protestantismus in Europa, erkannt, wie er seinen katholischen Erzfeind Frankreich schwächen konnte: Durch eine „Übernahme“ Englands.

Günstige Winde erlaubten eine Überfahrt mitten im Winter 1688. Ohne Gegenwehr verließ Jakob das Land und floh nach Frankreich. In einer ungewöhnlichen Doppelkrönung wurden am 11. April 1689 Wilhelm und seine Gemahlin Maria gemeinsam zu König und Königin von England gekrönt. Das Parlament hatte sich große Zugeständnisse erkämpft, und die Verfechter einer parlamentarischen Ordnung sahen darin eine „Glorreiche Revolution“. Tatsächlich war kein Blut geflossen, doch revolutionär war der Vorgang kaum: England hatte weiter einen König, der mit seinem Parlament stets aufs Neue das Machtverhältnis klären musste.

Dieser Artikel entstand für den Katalog der World Money Fair 2012 mit dem Ehrengast Großbritannien. Mehr zur World Money Fair 2012 lesen Sie hier und hier.