Niederländische Münzstätte wird verkauft

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von Ursula Kampmann

12. Mai 2016 – Wie die niederländischen Tageszeitungen „Volkskraant“ und „Telegraaf“ berichten, hat Eric Wiebes, der niederländische Finanzminister, am 29. April 2016 bekannt gegeben, dass das Kabinett beschlossen habe, die Royal Dutch Mint zu verkaufen. „Dadurch, dass das Unternehmen ausschließlich auf die Herstellung von Münzen beschränkt sei, verpasse man viele Chancen“, sagte der Staatssekretär. Darüber hinaus sei dieser Markt strukturell schwieriger geworden. Mit der derzeitigen Struktur als Aktiengesellschaft im staatlichen Besitz werde es nicht möglich sein, das Unternehmen zum Florieren zu bringen.

Tatsächlich ist die Konkurrenz unter den Münzprägeanstalten groß. Man geht von einer hohen Überkapazität im internationalen Markt aus. Das zwingt die Unternehmen gelegentlich dazu, Aufträge anzunehmen, bei denen das Risiko (zu) hoch ist. Der seit Jahren erfolgreich im ausländischen Markt tätigen Royal Dutch Mint war ein Auftrag aus Chile zum Verhängnis geworden. Die Chilenen hatten wegen einer Verletzung der Vertragsbedingungen – eine Lieferung von Pesos hatte während des Transports dunkle Oxidationsflecken entwickelt – eine hohe Konventionalstrafe gefordert. Diese brachte das Unternehmen in die roten Zahlen. Der in der internationalen Münzwelt hoch angesehene Münzstättenleiter Maarten Brouwer musste seinen Hut nehmen. Da letztendlich der niederländische Staat für die Schulden des Unternehmens gerade steht, zog der Finanzminister jetzt die Notbremse. Die Niederlande werden fortan keine eigene Münzstätte mehr haben. Und es sei, so der Minister, durchaus denkbar, dass die niederländischen Münzen in der Zukunft in einem anderen Land geprägt würden.

Damit endet eine Jahrhunderte alte Tradition. Philipp II. von Spanien richtete im Jahr 1567 eine Münzstätte in Utrecht ein. Seit 1579 entstanden dort Münzen im Namen der Provinz Utrecht. Zur Reichsmünzstätte wurde Utrecht 1814, weil eine geplante zentrale Münzstätte der Niederlande in Amsterdam aus Geldmangel nicht zustande kam. 1994 wurde die Reichsmünze privatisiert, blieb dabei aber im Besitz des Staates.

Wie leichtherzig man in den Niederlanden mit Jahrhunderte alten Einrichtungen umgeht, zeigt das Schicksal des Geldmuseums in Utrecht. Dort hatte man das Museum der Münzstätte, die Münzsammlung der Niederländischen Bank und das Königliche Münzkabinett zunächst zu einem großen Geldmuseum zusammengeschlossen, das in Utrecht als private Institution betriebswirtschaftlich „neutral“ wirken sollte. Als die Politiker überrascht feststellten, dass man mit einem Geldmuseum keinen ausreichenden Gewinn machen kann, um die vielen Wissenschaftler zu bezahlen, wurden zunächst die Wissenschaftler entlassen, dann das Museum geschlossen.

Der Royal Dutch Mint scheint dieses Schicksal erspart zu bleiben, weil sich für ein Unternehmen leichter Käufer finden lassen als für ein Geldmuseum. Sobald das Parlament seine Zustimmung gegeben hat, kann der Verkauf in die Wege geleitet werden.

Niederländische Artikel zum Thema finden Sie hier und hier.

Die MünzenWoche veröffentlichte die Pressemeldung der Royal Dutch Mint zum Rücktritt von Maarten Brouwer und über seine Nachfolge.

Wir berichteten in der MünzenWoche über die Schließung des Geldmuseums von Utrecht.