MenschenGesichter Teil 25: Der Heilige von Halberstadt


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Bistum Halberstadt. Gero von Schermbke, Bischof (1160-1177). Pfennig. Kopf des heiligen Stephanus. Kopf des heiligen Stephanus von vorne, links von ihm die drei Steine seines Martyriums, rechts achtstrahliger Stern. © MoneyMuseum, Zürich.

Ludwig der Fromme gründete im Jahre 814 das Bistum Halberstadt, um von dort aus die Mission der Sachsen voranzutreiben. Man unterstand dem Erzbistum Mainz, hatte sich in seiner Lage mehr oder weniger eingerichtet, bis, ja bis Otto der Große auf einmal beschloss, im nahen Magdeburg ein eigenes Erzbistum zu gründen. Dies bedeutete sowohl für Mainz als auch für Halberstadt einen erheblichen Verlust an Macht und Einkommen. Natürlich wehrten sich die Bistümer. Der Erzbischof von Mainz drohte, er werde sein Amt niederlegen und sich als Missionar von den Heiden umbringen lassen, sollte der Papst einer so ungeheuren Rechtsverletzung zustimmen. Der greise Bischof von Halberstadt bannte den Kaiser und erntete damit hauptsächlich Gelächter. Genützt hat letztendlich alles nichts. 967 verkündete der Papst die Einrichtung der neuen Erzdiözese Magdeburg mit den neuen Bistümern Merseburg, Zeitz und Meissen. Der Bischof von Halberstadt verlor damit einen großen Teil seiner Gebiete, die dazu dienten, den Unterhalt der neuen Bistümer angemessen zu gewährleisten.

Doch schon im Jahre 973 verstarb Otto. Seinem Sohn, Otto II., blieb nichts anderes übrig als einzusehen, dass das verfügbare Land gar nicht in der Lage war, so viele prächtige Bischofssitze zu ernähren und auszustatten. Der Kaiser musste zumindest ein Bistum auflösen. Und sofort begann der Kampf der Bischöfe um das Überleben ihres Bistums.

Ein wesentliches Argument für die Bedeutung einer Kirche war in den Augen eines mittelalterlichen Menschen der Schatz an Reliquien, über den sie verfügte. Deshalb hatte Otto I. den Leichnam des heiligen Mauritius nach Magdeburg geholt. Er hatte damit vollendete Tatsachen geschaffen, denn eine Stadt, in der ein so bedeutender Heiliger ruhte, musste zu einem kirchlichen Zentrum werden.

Hans Memling, Der Heilige Stephan, um 1480. Quelle: Wikicommons.

Auch der Bischof von Halberstadt versuchte, die eigene Bedeutung durch die Erwerbung einer Reliquie zu erhöhen. Der Bischof von Metz, so hörte man, benötigte Geld. Und Metz besaß angesehene Reliquien des heiligen Stephanus. Halberstadt wiederum verfügte über Geld, und so erwarb der dortige Bischof in Metz wichtige Reliquien. Der Plan ging auf. Als Otto 981 entschied, welches Bistum aufgelöst werden sollte, fiel die Wahl auf Merseburg.

Den Bürgern schien es in der Folge, als habe der heilige Stephanus Halberstadt gerettet. Und als es daran ging, für die Münzen, die man seit dem Jahr 989 prägen durfte, ein Bild zu finden, da war es keine Frage, dass die Wahl mit nur wenigen Ausnahmen auf diesen Heiligen fiel.

Lesen Sie in der nächsten Folge unserer Reihe, wie die Florentiner mit Johannes dem Täufer auf ihren Münzen ein Zeichen für die Volksherrschaft setzten.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.