Spielschulden durch Museumsplünderung bezahlt

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von Björn Schöpe

13. Dezember 2012 – Die gute Nachricht zuerst: Eine lydische Goldbrosche in Form eines Hippokampen, eines geflügelten Meerwesens der antiken Mythologie in Pferdeform, kehrt in die Türkei zurück, nachdem es 1965 aus einer Raubgrabung ins Ausland verkauft worden war. Es gehörte zu einem Grab in der Westtürkei, das man mit den Lyderkönigen, vielleicht sogar dem sprichwörtlich reichen Krösus, verbindet. Anfang der 1980er Jahre war das kostbare Stück an das Metropolitan Museum in New York gelangt, von wo die Türkei es 1993 zurückerhielt. Angeblich kostete das Verfahren, das zu der Rückführung führte, rund 30 Millionen Euro. Daran beteiligt war auch der damalige Direktor des Archäologischen Museums in Usak, wo Teile des Goldschatzes aufbewahrt werden.

Stolz zeigte das Museum sein neues Prunkstück, doch 2006 stellte sich heraus, dass die Brosche eine Fälschung war. Der Museumsdirektor, Kazim Akbiyikoglu, gestand, dass er seine Spielschulden beglichen hatte, indem er Stücke aus seinem Museum verkaufte, so auch die Brosche. Er wurde im Jahr 2009 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Angeblich ereilten auch alle anderen, die sich an dem Schatz vergriffen hatten, entweder schweres Unglück oder ein gewaltsamer Tod. Um den Schatz und die Brosche bildete sich ein Volksglaube, der an den Fluch des Tutanchamon erinnert.

Die genauen Umstände sind noch nicht bekannt, aber vor kurzem ist die echte Goldbrosche in Deutschland aufgetaucht. Die Behörden versicherten der Türkei, man werde das Stück bald den türkischen Behörden übergeben. In der Türkei feiern viele dieses glückliche Ende als Beweis für den Erfolg des harten türkischen Vorgehens gegen ausländische Museen. Seit Jahren verlangt die Türkei immer wieder Objekte, die ursprünglich auf ihrem Hoheitsgebiet gefunden wurden (auch wenn sie vor langer Zeit legal ausgeführt worden waren), zurück und droht dabei auch mit Zwangsmaßnahmen. Ob das wirklich zum Auffinden des lydischen Schmuckstücks beigetragen hat, muss wohl offenbleiben.

Jetzt, wo das Scheinwerferlicht auf das Museum in Usak fällt, zeigt sich ein weiteres Problem, mit dem viele Museen zu kämpfen haben: der Platzmangel. Von den über 40.000 Objekten, die das Museum hortet, kann es nur etwa 5 Prozent den Besuchern zeigen. Momentan wird ein größeres Museum errichtet, damit endlich der gesamte lydische Goldschatz (auch Karun-Schatz genannt), der aus 450 Stücken besteht, angemessen gezeigt werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Fundstücke ausreichend gesichert werden und die Behörden nicht allein auf die Kraft des Fluches als Sicherheitsmaßnahme setzen.

Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie hier.

Eine kurze Meldung gibt es hier.

Erst letztes Jahr offenbarte ein Bericht, der im Auftrag der UNESCO erstellt wurde, dass die meisten Museen kaum in der Lage sind, die ihnen anvertrauten Objekte angemessen zu lagern, zu sichern oder gar auszustellen. Um eine Zusammenfassung zu lesen, klicken Sie hier.

Sparmaßnahmen scheinen das Sicherheitsproblem verschärft zu haben, womöglich auch in Olympia, wo Anfang dieses Jahres wertvolle Objekte geraubt wurden. Lesen Sie die Meldung hier.

Die in Olympia entwendeten Gegenstände wurden nun gefunden, wie wir gemeldet haben. Den Artikel lesen Sie hier.