Sears „Millenium Edition“ römischer Münzen vollendet

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Björn Schöpe

14. Mai 2015 – Seien wir einmal ehrlich: Welcher Sammler römischer Münzen braucht das RIC? Nehmen wir einmal die Sammler aus, die auf ihrem Spezialgebiet auch wissenschaftlich arbeiten, gibt es eigentlich nur ein Argument, das für das RIC spricht: die gewaltige Materialbasis. Doch das muss kein Grund zur Trauer mehr sein für diejenigen, die sich einen kompletten RIC nicht leisten können. Es gibt Abhilfe: die „Millenium Edition“ von Sears Standardwerk zu römischen Münzen.

David R. Sear, Roman Coins and Their Values. „Millenium Edition“. Volume V: The Christian Empire: The Later Constantinian Dynasty and the Houses of Valentinian and Theodosius and their Successors, Constantine II to Zeno, AD 337-491. Spink, London, 2014. 575 S., durchgehend Abbildungen in schwarz-weiß. 22,2 x 15 cm. Hardcover. ISBN: 978-1-907427-45-9. 50 GBP.

1964 ist die erste Auflage von David R. Sears einbändigem Nachschlagewerk für Sammler römischer Münzen erschienen. Es war kompakt und bot einen soliden Überblick über die Prägungen der Republik und Kaiserzeit bis ans Ende des 5. Jahrhunderts. Sear gab nur einen Marktwert an, der sich je nach Münzmaterial an unterschiedlichen Erhaltungen orientierte. Noch immer ist die letzte, vierte Auflage dieses Buchs von 1988 weit verbreitet und liegt auch auf meinem Schreibtisch.
Die Lücke zu den Corpora wie dem Roman Imperial Coinage oder dem noch älteren Cohen war damals natürlich enorm und in den Augen vieler ambitionierter Sammler ein Manko. Ende der 1990er Jahre ging David Sear daher an eine Neuausgabe, seine „Millenium Edition“. Diese „Jahrtausendausgabe“ wuchs von ursprünglich zwei angedachten Bänden auf stattliche fünf, deren letzter nun bei Spink erschienen ist. Dies ist umso bewundernswerter, als so manches derartige Großprojekt (vor allem im akademischen Bereich) auf halbem Weg abbricht.
In Gliederung und Aufbau lehnt sich die neue Reihe an die klassische Ein-Band-Ausgabe an. Das erscheint vernünftig, immerhin hat sich das Format bewährt. Sammler finden in der Einleitung Erläuterungen zu Motiven und Datierungen, zu Münzstätten und Nominalen, ein alphabetischer Index erleichtert das Auffinden der Kaiser, von denen einem gerade die genauen Herrscherdaten entfallen sind (vor allem im immer unübersichtlicheren dritten Jahrhundert oder der Spätantike soll das schon mal vorkommen).
Zwei auffällige Abweichungen vom alten Sear sind lobenswert. Zum einen wurde auf die Tafeln am Schluss verzichtet, dafür finden sich jetzt alle Abbildungen direkt im Text, wo sie hingehören. Das lästige Hin- und Herblättern und Suchen nach Nummern entfällt somit. Zum anderen sind alle Münzen nun einheitlich in zwei Erhaltungen bewertet: VF (very fine, also ss) und EF (extremely fine, also vz).
Allein der neue, fünfte Band, der von den Söhnen Konstantins bis zu Zeno und Romulus Augustulus reicht, umfasst nahezu 500 Seiten Katalog und fast 4700 Münzen! Zum Vergleich: Die einbändige Ausgabe in der letzten Auflage bietet auf weniger als 400 Seiten 4300 Münzen für die komplette römische Republik und Kaiserzeit.
David Sear betont in der Einleitung, dass sein Werk anregen soll, sich Geschichte „auf natürliche Weise“ über Münzen zu erschließen. Er hat bewusst kein wissenschaftliches Referenzwerk geschaffen, dafür gibt es noch immer Corpora wie den RIC.
Sammler können sich aber vorbehaltlos freuen. Zu einem äußerst günstigen Preis (250 Pfund, aktuell etwa 335 Euro, für die Gesamtausgabe) kann man nun ein fünfbändiges Nachschlagewerk zu Roms Münzen in das eigene Bücherregal stellen, das nicht nur deutlich aktueller ist als die meisten wissenschaftlichen Referenzwerke. Vor allem geht es bei einer beeindrucken Materialmenge auch auf die Bedürfnisse und Fragen der Sammler ein, insbesondere mit aktuellen Preisschätzungen.
Einziger Wermutstropfen: zur Münzbörse kann man die Millenium-Ausgabe nicht mitnehmen. Aber das geht mit dem RIC auch nicht, und den einbändigen Sear hat ja ohnehin jeder.

Die fünf Bände finden Sie bei Spink.