Geheime Kartei „verdächtiger“ Auktionen

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von Ursula Kampmann

14. Mai 2015 – Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie und dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften ein Projekt in die Wege geleitet, mit dem man eine Grundlage schaffen will zur Bekämpfung des illegalen Handels oder – wie es Prof. Dr. Markus Hilgert, der Verbundkoordinator des Projekts, formuliert: „Das Projekt hat angesichts der Resolution 2199 des UN-Sicherheitsrates vom 15. Februar 2015 nochmals an Dringlichkeit und Bedeutung gewonnen. Da die Resolution die Mitgliedstaaten auffordert, Maßnahmen gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern aus Irak und Syrien zu ergreifen, zeigt sie deutlich, wie wichtig es ist, die wissenschaftlichen Grundlagen für solche Maßnahmen in Deutschland zu legen.“

Peinlich für alle Beteiligten ist dabei, was man als wissenschaftlich bezeichnet. Kernstück der Arbeit wird nämlich eine Geheimkartei sein, in der nach Auskunft von Dr.-Ing. Martin Steinebach, Leiter der Abteilung des Frauenhofer Instituts für Sichere Informationstechnologie und in dieser Funktion verantwortlich für die technische Seite des Projekts, „Archäologen oder Ermittler von Behörden“ verdächtige Auktionen einstellen. Ein Einspruch oder wenigstens eine Stellungnahme gegen diese Verdächtigung ist nach derzeitigem Stand der Dinge nicht möglich. Nach Martin Steinebachs Aussage ist die Datenbank „Teil eines Portals, welches Ermittler und Experten verbindet. Wie die Ermittler dann mit den Einschätzungen der Experten umgehen, wird sich wohl im Laufe des Projektes zeigen.“ Unter Ermittler verstehen sich Polizeibeamte, Zollbeamte und Vertreter von Behörden mit einem Aufsichtsauftrag.
Damit ist diese „Forschungs“-Projekt das klassische Beispiel eines Zirkelschlusses: Die gewünschten Zahlen von „verdächtigen“ Objekten werden von denjenigen ohne die Möglichkeit eines Widerspruchs „verdächtigt“, die selbst durch ihre politische Aktivität gezeigt haben, dass sie ein Interesse daran haben, möglichst viele „verdächtige“ Objekte vorweisen zu können.

Dass die „Experten“ so unter dem Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit unkontrolliert und unkorrigierbar die Zahlen produzieren, die ihnen bei ihrem politischen Lobbying zu Gute kommen, wird lediglich durch die klangvollen Namen und Titel übertönt, mit denen sich das Projekt schmückt.

Es ist ein Tiefpunkt der deutschen Forschung, dass sie auf eine Geheimkartei zurückgreift und sich dessen in einer Pressemeldung auch noch zu rühmen wagt. Einem redlichen Wissenschaftler wäre daran gelegen, seine Erkenntnisse offen und kontrovers zu diskutieren, um zur Wahrheit vorzustoßen. Nur wer die Wahrheit fürchtet, muss seine Forschung geheim halten. Mit Wissenschaft hat dies nichts zu tun.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit II“ im Themenbereich „Zivile Sicherheit – Schutz vor organisierter Kriminalität“ mit insgesamt 1,2 Mio. Euro. Man fragt sich, ob das Ministerium sich von den Titeln und Namen hat blenden lassen, die für das Projekt verantwortlich zeichnen, oder ob es eigene Zwecke mit der Finanzierung verfolgt.

Die Pressemeldung zum Forschungsprojekt ILLICID finden Sie auf der Website der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Website des Fraunhofer Instituts.

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