Die MDC in Bangkok: Neues aus der Welt der Münzstätten. Teil 3 Die Sitzungen des Technical Committee 2

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von Ursula Kampmann

23. Juni 2016 – Vom 1. bis zum 4. Mai 2016 fand in Bangkok die Mint Directors Conference statt. Sie wurde von rund 360 Delegierten besucht, für die 35 Vorträge gehalten wurden. Hier finden Sie die Zusammenfassung der Vorträge, die das Technical Committee präsentierte.

Die Teilnehmer der Sitzung „Optimale Bedingungen“ von links nach rechts: Dr. Peter Huber, Dieter Merkle, Dr. Xianyao Li, Ingo Löken und Koichi Shirasaka. Foto: Mint of Thailand.

Optimale Bedingungen

Dr. Peter Huber von den Münzen Baden Württemberg führte durch die Sitzung mit dem Titel „Optimale Bedingungen“.

Dieter Merkle / Schuler Pressen GmbH, Zurück in die Zukunft: Qualitätssicherung für Umlaufmünzen
Das Technical Committee der MDC wird im letzten Quartal 2016 eine Guideline zur Qualitätssicherung im Umlaufmünzenbereich herausgeben.
Zu diesem Zweck wurden zwei Umfragen durchgeführt. In ihnen wurden die Schlüsselelemente ermittelt, an denen sich messbare Qualität zeigt. Dazu gehören zum Beispiel das Gewicht, der Durchmesser, die Reliefhöhe, die Dicke der Galvanisierung und vieles mehr. Die neue Guideline wird exakt beschreiben, was mit diesen Begriffen gemeint ist. Sie wird Toleranzen vorschlagen und Prüfungsverfahren.
Die Guideline zur Qualitätssicherung wird es in Zukunft leichter machen, vergleichbare Ausschreibungen zu veranstalten und sicher zu gehen, dass beide Vertragspartner exakt dasselbe meinen. Erhältlich ist die Guideline nur für staatliche Münzstätten und ihre Zulieferer. Das Buch bleibt auch nach der Weitergabe im Besitz des Technical Committee der MDC und darf nur mit schriftlicher Erlaubnis an Dritte weitergegeben werden.

Dr. Xianyao spricht darüber, wie sich hässliche Verfärbungen auf modernen Münzen verhindern lassen. Foto: Mint of Thailand.

Dr. Xianyao Li / Royal Canadian Mint, Guideline for Tarnish & Surface Protection of Coins
Während in der klassischen Numismatik eine schöne Patina preissteigernd wirkt, wird in der modernen Numismatik alles unternommen, um solche Verfärbungen zu verhüten. Zu diesem Zweck wurde vom Technical Committee ein Subkomitee gegründet, das sich ausschließlich mit dieser Fragestellung beschäftigt. Dr. Xianyao Li stellte erste Zwischenergebnisse vor.
Untersucht wurden in einem ersten Schritt die Verfärbungen von Silber. Dabei stellte man fest, dass bei Verfärbungen Schwefel, Phosphor, Chlor, Kalium, Natrium, Kalzium sowie Eisen und Magnesium beteiligt waren, die von außen auf die Oberflächen gekommen waren.
Das Komitee arbeitet ferner an Tests, mit denen die chemische Stabilität von Münzoberflächen geprüft werden sollen. Diese Tests wurden an Silbermünzen in Kapseln, an lackierten und unlackierten Münzen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass Kapseln grundsätzlich schützen, unabhängig ob diese Kapseln mit einem Gewinde versehen oder versiegelt waren. Lackierte Münzen zeigten wesentlich weniger Verfärbungen als Münzen in Kapseln.
Derzeit gibt es eine große Vielfalt an Lacken und Beschichtungen: Akryl basierte Lacke, passive Oxydlacke, E-Beschichtung, PVD-Beschichtung, CVD-Beschichtung, ALD-Beschichtung. Einzelne Methoden wurden auf ihre Wirksamkeit untersucht. So stellte die Münzstätte von Shenzhen fest, dass ein passiver Oxydlack die Reaktion von Silber mit Chlor zu weißen Punkten verhindern kann. Die Münze Österreich untersuchte verschiedene Beschichtungsverfahren. Die CVD-Methode kann bei ungleichmäßigem Auftrag eine Regenbogenpatina erzeugen. Die PVD-Methode kann zu Schatteneffekten führen. Die ALD-Methode überzeugte durch die Kontrollierbarkeit des Schichtauftrags. Allerdings dauert die Anwendung zu lange.
Die Untersuchungen werden weitergeführt und zusätzliche Testmethoden geprüft.

Ingo Löken präsentiert die neuesten Ergebnisse des Subkomitees „Environment Best Practice“. Foto Mint of Thailand.

Ingo Löken / Spaleck Oberflächentechnik, Best Practice in Sachen Umwelt
Eigentlich ist es eine ganz einfache Frage, die sich das Subkomitee „Environment Best Practice“ gestellt hat: Wie viele Kubikmeter Wasser braucht es derzeit, um eine Tonne Ronden herzustellen? 19 Unternehmen nahmen an der Studie teil, 9 davon sind nach ISO 14001 zertifiziert, 10 nach ISO 9001.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die anfangs gestellte Frage derzeit nicht beantworten lässt. Wegen der Widersprüchlichkeit des Datenmaterials ist eine Berechnung nicht möglich.
Nichtsdestotrotz gibt es Ergebnisse: So wird immer noch Schwefelsäure benutzt, allerdings unter strenger Überwachung der Abwässer.
Wasserverbrauch ist ein Thema, und einige Münzstätten führen Trainings zu diesem Thema durch. Allerdings existieren große Unterschiede hinsichtlich der Zahl von Parametern und der Grenzwerte bei der Abwasserinspektion. Nur einem einzigen Teilnehmer ist ein Grenzwert für den maximalen Wasserverbrauch gesetzt. Niemand hat eine interne Begrenzung für den Wasserverbrauch.
Die meisten Unternehmen reinigen ihr Abwasser auf chemisch/physikalischem Weg und recyceln es nicht.
Erste Empfehlungen wurden ausgesprochen, so eine Überprüfung, ob der Gebrauch von Schwefelsäure noch zeitgemäß sei. Außerdem sei die Installation eines Messsystems für Frisch- und Abwasser sinnvoll, da man nur das verbessern könne, was messbar sei. Überhaupt wäre es für die Umwelt wesentlich besser, Wasser nicht mehr zu verbrauchen, sondern zu recyceln.
Zum Schluss regte das Komitee an, einen Preis der MDC auszusetzen, um Unternehmen für ihren schonenden Umgang mit Ressourcen auszuzeichnen.

Koichi Shirasaka / Japan Mint, Die Anwendung der Finite-Elemente-Methode für den Prägevorgang
Mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode kann die Kraftwirkung bei der Münzprägung genauer berechnet werden, indem das Münzrelief für die Berechnung in eine große Zahl von Teilkörper in einfacher Form (eben die finiten Elemente) zerlegt wird.
Die Japan Mint wendet diese Methode an, um Probleme bei der Haltbarkeit von Stempeln in den Griff zu bekommen. Erste Ergebnisse wurden bereits anlässlich der MDC 2014 vorgestellt. In der Zwischenzeit ist eine neue Version der Software erschienen, die eine Analyse von noch komplexeren Oberflächenstrukturen bietet.
Die Japan Mint hat damit ihre 100 Yen Umlaufmünze sowie eine 100 Yen Gedenkmünze untersucht und Prägeversuche mit Stempeln angestellt, die nach der FEM-Analyse abgeändert wurden. Durch eine Veränderung des Reliefs konnte die Lebensdauer der Stempel erheblich erhöht werden. Schon bei einer Reduktion der Reliefhöhe auf 80 % lag die Stempeldauer beim 1,5fachen, bei 70 % beim 2,4fachen, bei 60 % beim 2,5fachen.
Derzeit plant die Japan Mint, die Finite-Elemente-Methode in Zukunft bereits in der Entwurfsphase der Münzbilder einzusetzen, um auf diese Weise Probleme bei der Prägung zu vermeiden.

In der nächsten Folge der Zusammenfassung zu den Beiträgen zur MDC beschäftigen wir uns mit den Vorträgen des Marketing Committee.

Einen allgemeinen Beitrag zur Mint Directors Conference finden Sie hier.

Teil 1 Vortragszusammenfassungen „Allgemeine Sitzungen“ finden Sie hier, Teil 2 mit dem ersten Teil der Vorträge des Technical Committee hier.

Zur Website der MDC 2016 in Bangkok kommen Sie hier.