Das neue Ashmolean und sein überraschendes Konzept

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31. März 2011 – Eigentlich, so möchte man meinen, ist Museum Museum, ein Objekt eben neben dem anderen. Und dann, wenn man durch die Ausstellung geht, stellt man fest, daß das eine Museum anregt, das andere ermüdet. Es braucht also doch ein gutes Konzept, um den Besucher zu faszinieren. Das neue Ashmolean macht es vor.

Der Eingang zum neuen Ashmolean Museum ist der alte. Foto: ©Ashmolean Museum.

Nur der klassizistische Eingang blieb vom Bau des Jahres 1845 übrig. Das Museum und die Studienräume wurden zwischen 2006 und 2009 völlig neu erbaut.

Der zentrale Innenhof. Foto: UK.

Um den zentralen Innenhof gruppieren sich die verschiedenen Galerien. So wird das Haus für den Besucher übersichtlich.

Galerien und Laufgänge. Foto: UK.

Das Prinzip heißt Offenheit. Das Ashmolean Museum ist ein Mehrspartenhaus und beherbergt Kostbarkeiten vieler Kulturen. Die Verantwortlichen wollten sie nicht getrennt, sondern im Zusammenhang zeigen. Das Gebäude ist diesem Konzept dienlich: Durchblicke steigern das Verständnis für interkulturelle Zusammenhänge.

Islamische Galerie. Foto: UK.

Die Galerien zeigen nicht nur Objekte, sondern wollen auch Botschaften übermitteln. Die Islamische Galerie rankt sich ums Thema der bildlosen Kunst. Münzen wurden hier benutzt, um den Weg nachzuzeichnen, wie sich die Kunst des Islams von byzantinischen Vorbildern zum rein dekorativen veränderte.

Fitzwilliam Münzschrank. Foto: UK.

Die Galerie europäischer Kunst zeigt, daß das Sammeln von Münzen einst ein Zeichen des Standes war. Deshalb steht hier das Münzkabinett der Fitzwilliams. Es wurde von einem englischen Touristen im 18. Jahrhundert bei einer Reise nach Florenz gekauft und gehörte bis 1949 zum Mobiliar des Familiensitzes der Fitzwilliams Wentworth Woodhouse.

Das Bild des Menschen. Foto: UK.

Besonders interessant sind die Galerien, die ein Thema über die Kulturen hinweg aufbereiten. Diese Abteilung setzt sich mit dem Bild des Menschen auseinander.

Totenmaske Oliver Cromwells. Foto: UK.

Zwischen den Originalen und Abgüssen ist eine Kostbarkeit des Ashmolean Museum versteckt, die Totenmaske Oliver Cromwells. Ihre menschliche Nahbarkeit stellt all die Porträts um sie herum in Frage: In wie weit haben die Künstler hier das Erscheinungsbild der Dargestellten im Dienste der Macht stilisiert?

Money Gallery. Foto: UK.

Besonders beliebt und immer gut besucht ist die Money Gallery.

Römischer Schatzfund, 2003 gefunden. Foto: UK.

Sie enthält die Höhepunkte der Sammlung, so einen umfangreichen, 2003 gefundenen römischen Schatzfund, der einen Antoninian enthielt, der die Existenz des bis dahin nur aus der Literatur bekannten, spätrömischen Kaisers Domitianus (um 271) bewies.

Wandvitrine, dem Herrscherbild gewidmet. Foto: UK.

Die Wandvitrinen sind Themen gewidmet. Die Ausstellung geht dabei nicht streng chronologisch vor, sondern versucht zu zeigen, daß manche Phänomene in allen Kulturen vorkommen. So ist hier zum Beispiel eine Münze des Geta, auf der sein Kopf getilgt wurde…

Iranischer Geldschein – mit Porträt des Shahs von Persien und überdruckt. Foto: UK.

…einem Geldschein des Iran gegenübergestellt. Die Emission war in London kurz vor der Revolution fertig gestellt worden. Um die neuen Kunden zufrieden zu stellen, mußte das Porträt des Shahs überdruckt werden.

Münze zum selbst zusammenbauen. Foto: UK.

Die Money Gallery gehört zu denen, die besonders für Familien geeignet sind, denn hier finden sich zahlreiche Spiele, so eine Münze zum Selberbauen.

Spiel in der Money Gallery. Foto: UK.

Hier müssen die Kinder verschiedene Epochen in die richtige Reihenfolge bringen.

Die Oxford Crown ganz groß. Foto: UK.

Die Oxford Crown kann man hier anfassen. Sie zeigt zwischen den Beinen des Pferdes eine Stadtansicht von Oxford, was sonst in der britischen Numismatik praktisch nicht vorkommt.

Der Studiensaal. Foto: UK.

Das Ashmolean Museum ist nicht nur ein Platz für Touristen. Hier werden junge Archäologen, Historiker und Numismatiker ausgebildet. Für sie wurde dieser Studiensaal geschaffen. Er enthält eine Arbeitsbibliothek und ist gleich neben dem Tresorraum gelegen, in dem die umfangreiche Münzsammlung unter optimalen konservatorischen Bedingungen gelagert wird.

Ein antikes Münzkabinett im Tresorraum. Foto: UK.

Im Tresorraum ist Fotografieren aus Sicherheitsgründen streng untersagt. Deshalb nur so viel: Die Münzen blieben in den alten Kabinetten, für die neue Regale passend gebaut wurden.

Ein prachtvoller Münzschrank. Foto: UK.

Der prachtvolle Münzschrank wirkt im modernen Ambiente schon fast ein wenig deplatziert.

Die numismatische Abteilung. Foto: UK.

Die neuen Räumlichkeiten bieten jedem Mitarbeiter einen eigenen kleinen Raum für seine Recherchen.

Elias Ashmole, Gemälde von John Riley. Foto: UK.

Elias Ashmole würde sich freuen, wenn er sehen könnte, wie „sein“ Museum fit gemacht wurde für das 21. Jahrhundert.

Ursula Kampmann