Millionenschatz aus Weltkriegswrack gehoben

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von Björn Schöpe

23. April 2015 – Die auf Tiefseebergungen spezialisierte britisch-französische Firma Deep Ocean Search (DOS) hat Mitte April ein spektakuläres Projekt bekanntgegeben: Bereits 2013 haben die Experten Tonnen von englischen Silbermünzen aus einer Tiefe von rund 5100 Metern vor der Küste Namibias gehoben – ein Rekord.

Im Herbst 1942 war das Passagierschiff SS City of Cairo auf dem Weg von Bombay nach London mit Zwischenstopps in Südafrika und Brasilien. Neben den Passagieren führte es 100 Tonnen Silbermünzen mit sich, die England aus der indischen Kronkolonie beordert hatte, um den Krieg gegen Deutschland zu finanzieren.
Auf hoher See, etwa 770 Kilometer südlich der Insel St. Helena und 1000 Kilometer vor Namibia, torpedierte das deutsche U-Boot U68 ohne Vorwarnung den Dampfer. Fast alle Personen an Bord konnten sich in die Rettungsboote flüchten, bevor ein zweiter Torpedo das Schiff sofort versenkte. Der deutsche U-Boot-Kapitän gab den Überlebenden Hinweise, in welche Richtung sie das nächste Land finden würden und verabschiedete sich mit den Worten: „Gute Nacht und entschuldigt, dass ich Euch versenkt habe.“ Von den rund 300 Personen starben in den folgenden Wochen über 100.

Über 70 Jahre lang war der genaue Ort des Geschehens unbekannt gewesen. 2011 suchte ein Expertenteam der Deep Ocean Search wochenlang nach dem Wrack auf einer Fläche von der doppelten Größe Londons. Tatsächlich fanden sie dank modernster Sonartechnik ein Objekt, das jedoch zunächst viel zu klein schien. Als ein Miniroboter Fotos nach oben sandte, war allerdings klar: Es handelte sich um das Wrack der SS City of Cairo, die lediglich auseinandergebrochen war.
Daraufhin arbeitete die Firma über Monate im Auftrag des britischen Transportministeriums. Zwar wurde die Bergung im September 2013 abgeschlossen, aber erst vor wenigen Tagen gab das Ministerium dem Unternehmen die Erlaubnis, mit dem Projekt an die Öffentlichkeit zu treten.
Die Bergung erfolgte unter schwierigen Bedingungen und stellte einen neuen Tiefenrekord auf. Bislang war die Titanic das am tiefsten gelegene Schiffswrack gewesen, aus dem man Objekte gehoben hatte. Doch während die Titanic in 3800 Metern Tiefe liegt, mussten die Arbeiten an der SS City of Cairo in über 5100 Metern Tiefe durchgeführt werden.
Tonnen von Silber konnten hochgeholt werden, nach Medienberichten „ein großer Teil“ der Ladung. Der Materialwert des Fundes wird auf rund 34 Millionen Pfund oder etwa 47 Millionen Euro geschätzt. Für Numismatiker ist davon allerdings nichts mehr von Interesse. Das gesamte gehobene Silber wurde eingeschmolzen und zwischen dem Ministerium und Deep Ocean Search aufgeteilt. Genaue Summen wurden nicht genannt. Allerdings wurde auch der zweite Torpedo geborgen. Der zumindest könnte eines Tages in einer Auktion auftauchen.

Eine ausführliche Geschichte der SS City of Cairo finden Sie in Wikipedia.

Auch deutschsprachige Medien haben von der Bergung berichtet, so zum Beispiel Die Welt.

Bilder finden Sie auf der Internetseite von Deep Ocean Search.