eBays Kampf gegen Hass und Diskriminierung

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von Ursula Kampmann

18. August 2016 – „Ihr Angebot wurde entfernt: Hasserfüllt oder diskriminierend“. Ein Mail mit dieser Überschrift erhielt kürzlich das renommierte Münchner Auktionshaus Numismatik Lanz, das sich stark auf eBay engagiert. Zum Löschen einer Auktion wurde weiter ausgeführt: „Beim Überprüfen Ihres eBay-Kontos haben wir festgestellt, dass Sie sich nicht an unseren Grundsatz Hasserfüllt oder diskriminierend gehalten haben. Möglicherweise ist Ihnen nicht bewusst gewesen, dass diese Art von Aktivität unzulässig ist, oder Sie haben diesen Grundsatz einfach übersehen.“

Für all diejenigen, die diesen Grundsatz nicht kennen, es geht darin kurz gefasst darum, dass eBay untersagt, Artikel anzubieten, die den Nationalsozialismus oder extremistisches und / oder verfassungsfeindliches Gedankengut verherrlichen oder verharmlosen. Ein löbliches Ziel! Ohne Frage! Dr. Hubert Lanz wagte in seiner Antwort an das eBay Sicherheitsteam lediglich einzuwenden, dass man, als die wegen ihrer verfassungsfeindlichen Botschaft gelöschte Münze der Stadt Apollonica Pontica geprägt wurde, noch nichts von Nazis wusste und die Swastika ohne verfassungsfeindliche Hass-Gedanken ins Münzbild setzte.

Screenshot der Auktion des archaischen Hemiobols der Stadt Apollonia Pontica, abgerufen am 8. August 2016.

Was natürlich für das eBay-Sicherheitsteam keinerlei Irritation bot. So antwortete ein Vertreter des eBay-Sicherheitsteams selbstbewusst folgendermaßen: 

„Wir sind uns bewusst, dass das Symbol auf dem von Ihnen eingestellten Artikel auch in anderen Ländern und Epochen verwendet wurde. Ein Hakenkreuz ist jedoch nach geltender Rechtslage ein verfassungsfeindliches Symbol und nicht zulässig. Daher mussten wir Ihr Angebot entfernen.
Wie Ihnen meine Kollegin … bereits mitgeteilt hat, sind auch Artikel, die unter dem Vorbehalt des Nachweises eines wissenschaftlich-historischen Interesses angeboten werden, auf unserem Marktplatz nicht zulässig. Wir möchten damit vermeiden, dass die Artikel von Personen erworben werden, die nicht in wissenschaftlich-historischem Interesse handeln.“

Das wäre nun schon fast glaubwürdig, würde eBay nicht selbst bei Eingabe des Wortanfangs „Swas“ die Kategorien „Swastika“, „Swastika – Militaria“ und „Swastika – Münzen dt. Reich 1871-1945“ offerieren. Unter letzterem werden völlig unbehelligt Münzen des 3. Reichs mit dem Hakenkreuz gelistet. Anscheinend strahlen diese nicht den gleichen Hass oder eine ähnliche Diskriminierung aus wie es das Münzlein aus der heute in Bulgarien liegenden Stadt Apollonia Pontica tun kann.

Freundlich wies das Sicherheitsteam noch darauf hin, dass der eBay Kundenservice vielleicht eine Befragung durchführen wird, mit der dieser Kontakt bewertet werden soll. Solche Bewertungen sind ein probates Mittel, dem Kunden vorzuspiegeln, man würde sich für sein Anliegen tatsächlich interessieren. Dass eBay daran nicht wirklich gelegen ist, daran kann sich die Gemeinschaft der eBay-Münzhändler noch gut erinnern: 2009 wurde bekannt, dass die Schweizerische Konferenz der Kantonsarchäologen und –archäologinnen von eBay die Vollmacht erhalten hatte, willkürlich Auktionen löschen zu lassen. Seitdem schützen sich Händler vor dieser Münz-Inquisition, indem sie einfach nicht in die Schweiz liefern.

Nun wird eBay sicher nichts an seiner Einstellung gegenüber Kunden verändern, solange diese ihre Waren weiterhin über das Auktionsportal vertreiben. Doch scheint im vergangenen Jahr der deutsche eBay-Umsatz erstmals deutlich zurückgegangen zu sein. Von 1,511 Mia. Dollar für 2014 sank er auf 1,310 Mia. Dollar für 2015. 

Vielleicht wird sich eBay tatsächlich in Zukunft mehr um die Kundenbindung bemühen müssen und zu diesem Zweck sogar so etwas wie Sachkunde entwickeln.

Ach ja, bis zum 12. August lief die Auktion mit exakt dem beanstandeten Stück wieder auf eBay. Und selbstverständlich wurde der kleine Obol mit dem Swastika-Symbol nicht in die Schweiz geliefert.

Die MünzenWoche berichtete natürlich auch über den Skandal von 2009.