Herbert Wähner erhält die Krause-Auszeichnung für sein Lebenswerk

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von Ursula Kampmann

27. Februar 2014 – Es ist ihm ein bisschen unheimlich, da so im Mittelpunkt zu stehen, dem Herbert Wähner, Graveur der Münze Österreich, der am 8. Februar 2014 von Krause Publications für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Und dabei hätte er nicht den geringsten Grund dafür, nervös zu sein. Denn er ist der einzige von allen, die da ihren Preis entgegennehmen, dessen persönliche Leistung für seinen Erfolg verantwortlich ist. Seine gelungenen Entwürfe tragen seit Jahrzehnten entscheidend zur Beliebtheit der österreichischen Münzen bei.

Herbert Wähner (Mitte) nimmt den Preis aus den Händen von Tom Michael und George Cuhaj entgegen. Foto: UK.

Seit 1984 arbeitet Herbert Wähner (*1961 in Steyr) als Graveur beim österreichischen Hauptmünzamt, wie das damals noch hieß, als er sich als 21jähriger Meister am Heumarkt in Wien vorstellte. Er hatte zum damaligen Zeitpunkt die Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk in Steyr absolviert, und sein Talent war seinen Lehrern aufgefallen. So war es auch ein ehemaliger Lehrer, der ein paar Jahre später anrief, um Herbert Wähner zu informieren, dass er ihn für eine Stelle im Hauptmünzamt empfohlen habe. Schon der erste Besuch dort begeisterte den jungen Mann derart, dass er seinen bisherigen Job aufgab und als Graveur zur Münze wechselte. „Dort“, so Wähner in einem Interview mit der MünzenWoche nach der Preisverleihung, „habe ich meine eigentliche Ausbildung in Sache Münze erhalten. Es war wie im Mittelalter. Das Wissen wird vom Meister auf den Lehrling weitergegeben. Ich verdanke meinem damaligen Lehrer Alfred Zierler unendlich viel.“ Zierler war der damalige Chefgraveur der Münze Wien. Und es ist eine sympathische Bescheidenheit Wähners, dass er, der damals längst den Meisterbrief in der Tasche hatte, sich heute in der Rolle seines Lehrlings sieht.

Die Preisträger des Coin of the Year Award 2014. Foto: UK.

Seit damals haben Herbert Wähners Münzen eine ganze Reihe von Preisen gewonnen. Zwölf mal haben sie in einer der Kategorien des Coin of the Year Award gesiegt, dreimal erhielt eines seiner Kunstwerke sogar den Titel Coin of the Year.

100 Schilling. Philipp II. und Ferdinand I. Rv. Karl V. Auflage: 75.000 Stück. Foto: Münze Österreich.

Die erste Auszeichnung erhielt der junge Graveur für eine 100 Schilling-Münze, die im Jahr 1992 ausgegeben wurde. Schon bei diesem Stück fällt die Detailverliebtheit und das sorgsame Einbeziehen der Schrift ins Auge. Und es sollten noch viele, viele Preise folgen.

25 Euro 2003. 700 Jahre Stadt Hall in Tirol. Av. Herbert Wähner. Auflage: 50.000 Stück. Foto: Münze Österreich.

Das berühmteste Werk von Herbert Wähner dürfte die Vorderseite der ersten Niobmünze sein, die einen Satelliten beim Kartieren der Stadt Hall zeigt. Und so ein Motiv ist für den Künstler eigentlich sehr typisch. Denn nach seinen Lieblingsthemen befragt, meint er, am meisten würden ihn die schwierigen Themen reizen, unter denen er sich überhaupt nichts vorstellen könne. Bionik sei so ein Wort, oder Kosmologie. „Das Unbegreifliche fassbar zu machen“, das sei seine Aufgabe als Künstler.

25 Euro 2012. Bionik. Rv. Herbert Wähner. Auflage: 65.000 Stück. Foto: Münze Österreich.

Natürlich haben wir Herrn Wähner auch gefragt, wie bei ihm der kreative Prozess abläuft. Er beschreibt das so: „Zunächst mache ich mich selbst schlau. Ich lese viel, recherchiere im Internet und entwickle eine Idee. An dieser Stelle ist die Auseinandersetzung mit Fachleuten sehr wichtig. Wir wollen ja schließlich keinen Blödsinn darstellen. Nehmen Sie unsere Urzeitserie. Es ist wahnsinnig schwer bei den Rekonstruktionen auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein. Ich habe doch keine Ahnung, wie ein Ichthyosaurus und ein Nothosaurus wirklich ausgesehen haben. Da brauchen wir die Fachleute, die unsere Entwürfe genau kontrollieren.“

20 Euro 2013. Lebendige Urzeit / Trias. Rv. Herbert Wähner. Auflage: 50.000 Stück. Foto: Münze Österreich.

„Wann bei mir der Funke überspringt? Der Moment, wo ich weiß, wie ich ein Münzbild anpacken soll? Oh, das ist schwierig. Die Themen wachsen, sind ständig präsent. Irgendwann ist die Idee auf einmal da. Und dann beginnt die richtige Arbeit. Schließlich lässt sich nicht jede Idee ins Münzbild umsetzen. Ich diskutiere mit meinen Graveur-Kollegen, Herrn Thomas Pesendorfer und Herrn Helmut Andexlinger. Ihre Meinung hilft mir immer viel weiter. Meistens arbeiten wir ja sowieso am selben Stück. Der eine macht die Vorder-, der andere die Rückseite. Und dann holen wir die Techniker dazu, die sagen uns, was machbar ist, und was nicht.“

500 Schilling 1991. Herbert von Karajan. Herbert Wähner. Foto: Münze Österreich.

Auf die Frage, welche Münze ihm denn am meisten am Herzen liege, antwortet Herbert Wähner: „Das ist einfach, immer die nächste. Aber halt, eine gibt es doch, die ich besonders mag. Das ist das 500 Schilling Stück von 1991 mit dem Porträt Herbert von Karajans. Bei dieser Münze ist es mir – glaube ich – optimal gelungen, Motiv und Schrift aufeinander abzustimmen.

Eine exklusive Vorschau: Die MünzenWoche-Leser sind die ersten, die dieses Bild zu sehen bekommen! 20 Euro 2014. Fall des Eisernen Vorhangs. Foto: Münze Österreich.

Und jetzt habe ich etwas über den eisernen Vorhang gemacht. Da geht ein Mensch sozusagen durch die Münze. Auf der einen Seite verschwindet er, auf der anderen betritt er eine neue Welt. Das Motiv gefällt mir wirklich sehr gut.“

Zum Schluss haben wir Herrn Wähner noch eine richtig freche Frage gestellt. Ob er sich eigentlich eher als Künstler oder als Handwerker verstehe. Seine Antwort darauf kommt wie aus der Pistole geschossen: „Als Kunsthandwerker. Beim Gravieren ist meine künstlerische Freiheit eingeschränkt. Ich muss auf das Medium Münze mit seinem flachen Relief Rücksicht nehmen. Es ist ein kommerzielles Produkt und soll deshalb dem Münzsammler gefallen. Aber unter diesen Umständen eine für mich als Künstler befriedigende Münze zu schaffen, das ist die große Herausforderung.“
Wir dürfen Herrn Herbert Wähner zugestehen, dass er damit das gleiche Problem hat wie ein Michelangelo oder ein Cellini. Auch sie mussten Auftraggeber überzeugen, hatten klare Vorgaben, wie ihre Kunstwerke aussehen sollten. Denn das ist ja wirklich die besondere Herausforderung, die sich jedem Künstler stellt, ein Werk zu schaffen, das nicht nur ihm, sondern vielen Menschen etwas zu sagen hat.

Die MünzenWoche gratuliert Herrn Herbert Wähner herzlich zu der Anerkennung, die er mit der Verleihung des Krause Awards für sein Lebenswerk erfahren hat. Und wir hoffen, dass er uns noch viele weitere schöne Münzdesigns schenken wird.