50 Jahre Dezimalwährung: Die Festveranstaltung der Numismatic Society of Auckland und der Royal Numismatic Society of New Zealand

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von Ursula Kampmann

3. August 2017 – Es gibt keine Disziplin, die internationaler vertreten ist als die Numismatik. 120 Nationen finden wir unter den Lesern der MünzenWoche. Und von ihnen stammen einige aus Neuseeland. Grund genug, einmal genauer hinzusehen, was es über die Numismatik dort zu berichten gibt. Vor allem weil in Neuseeland ziemlich genau vor 50 Jahren, am 10. Juli 1967, das aus Großbritannien übernommene System von Pfund, Shilling und Pence abgeschafft und das Dezimalsystem übernommen wurde. Aus diesem Grund hielt die Numismatic Society of Auckland und die Royal Society of New Zealand eine große numismatische Festveranstaltung ab. Was für ein großartiger Anlass für einen Besuch!

Auckland. Ein Blick auf die Innenstadt, vom Hafen aus gesehen. Foto: UK.

Selbstverständlich gibt es in Auckland Münzhändler. Und zwar sogar mehrere. Da wäre zunächst Colonial Collectables, dann Antiquarius, ein Spezialist für antike Münzen und antike Kunst, ferner das Auckland Collectors Centre, CC Coins und Peter Eccles. Immerhin fünf Münzhändler im größten Ballungsraum des Landes mit rund 1,5 Millionen Einwohnern.

Das Auckland War Memorial Museum. Eine Fundgrube für Freunde prämonetärer Geldformen. Foto: UK.

Auch in dem wichtigsten Museum Aucklands, dem Auckland War Memorial Museum, ist die Numismatik vertreten – wenn auch vielleicht nicht gerade prominent. Es gibt eine kleine Münzsammlung im Verborgenen. Ausgestellt ist dagegen eine der vielseitigsten Sammlungen prämonetärer Geldformen aus Ozeanien, die ich je gesehen habe. Eine große Vitrine ist dem Geld der pazifischen Inseln gewidmet, zwei Vitrinen dem Handel, zusätzlich liegen unzählige andere Gegenstände, die als Zahlungsmittel benutzt wurden, verstreut auf die Vitrinen der verschiedenen Regionen.

Eine kleine Spezialausstellung zum Übergang auf die Dezimalwährung. Foto: UK.

Anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Dezimalwährung hatte das Auckland War Memorial Museum sogar eine Spezialausstellung organisiert, natürlich im kleinen Maßstab.

Ordensspange von Corporal Cyril Bassett, seines Zeichens der erste Neuseeländer, der während der Kämpfe von Gallipoli das Victoria Cross erhielt. Glücklicherweise war es Herrn Bassett vergönnt, erst im Alter von 91 Jahren im heimatlichen Bett zu sterben. Foto: UK.

Nicht die Numismatik, sondern eine benachbarte Disziplin, die Phaleristik, steht im Auckland War Memorial Museum im Mittelpunkt. Nicht verwunderlich, denn ein ganzes Stockwerk ist dem Gedenken an die verschiedenen Kriege gewidmet, in die Neuseeländer verstrickt waren. Orden und Auszeichnungen sind hier zu finden, alle mit genauen Angaben zu denjenigen, die sie einst verliehen bekamen.

Die gesamte Ordenssammlung ist in der Bibliothek für die Öffentlichkeit zugänglich und kann vor Ort mittels eines Computerinventars durchsucht werden. Foto: UK.

Die gesamte Ordenssammlung ist in der Bibliothek für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie liegt auf große Schubladen verteilt in einem großen Schrank. Wer mehr über einzelne Stücke erfahren will, dem stehen sowohl gedruckte Kataloge als auch ein Computer zur Verfügung.

Einladungskarte der Artis Gallery zu ihrer diesjährigen Ausstellung zeitgenössischer Medaillen. © Artis Gallery / Auckland.

Und das ist noch nicht alles, was Auckland numismatisch zu bieten hat. Die Artis Gallery vertritt 34 neuseeländische Medailleure der Gegenwart. Jedes Jahr führt sie eine Ausstellung durch, die ausschließlich diesem Genre gewidmet ist. 2017 wurden die Werke der Medal Artists New Zealand (MANZ) unter dem Titel „Upheaval – Reconstruct“ gezeigt. Wer mehr zur modernen Medaillenkunst in Neuseeland erfahren will, für den hat die Galerie eine informative Website, auf der zahlreiche Künstlerviten und Werke integriert sind.

Medaille, ausgegeben anlässlich der Dezimalkonferenz.

Man sieht also, dass Auckland numismatisch durchaus etwas zu bieten hat. Und dass es viele Sammler in Auckland und ganz Neuseeland gibt, bewies die „Decimal 50 Conference Auckland“. Knapp 100 Personen kamen. Sie strömten aus ganz Neuseeland zusammen, von der Nord- und der Südinsel. Außerdem waren einige Gäste aus Australien angereist, nicht zu vergessen einige Sammlerfreunde und Referenten aus den Vereinigten Staaten. (Dr. Ellen Feingold, Kuratorin der National Numismatic Collection am Smithsonian Museum / Washington, musste nur deshalb ihre Teilnahme absagen, weil sie kurz vorher einer Tochter das Leben schenkte; herzliche Glückwünsche Ellen!!!) Die beiden Gesellschaften hatten es sich sogar geleistet, eine Referentin aus Deutschland einzufliegen, die für diese Zeilen verantwortlich zeichnet.

Ausflug zum Supreme Court in Auckland. Foto: UK.

Den Skulpturenschmuck des Gebäudes hat der deutsch-neuseeländische Stempelschneider Anton Teutenberg gestaltet. Foto: UK.

Am Donnerstag kamen die ersten Gäste. Freitag, der 14. Juli 2017, begann mit einer numismatischen Busrundfahrt durch Auckland. Ihr folgte ein Tauschnachmittag, für den der Börsensaal ausschließlich Sammlern vorbehalten blieb. Abschluss des Tages bildete die offizielle Eröffnung des Kongresses durch den Präsidenten des Münzvereins von Auckland, Jim Duncan. 

Von l. nach r. David Galt, Präsident der Royal Numismatic Society of New Zealand, Robert Pepping, Autor von New Zealand History Coined, Andrew Clifford, Autor von New Zealand Trading Banks, und Jim Duncan, Präsident der Numismatic Society of Auckland. Foto: NSA.

Bei dieser Gelegenheit wurden zwei neue Bücher offiziell der Öffentlichkeit übergeben: Robert Pepping stellte seine Geschichte der Münzprägung von Neuseeland aus den Jahren zwischen 1933 und 1965 vor. Eine Buchvorstellung finden Sie hier.
Und Andrew Clifford präsentierte seinen Überblick zu den Neuseeländischen Handelsbanken und ihren frühen Banknotenausgaben.

Blick in den Börsensaal. Foto: UK.

Der Samstag war der großen Münzbörse gewidmet, zu der 16 Aussteller aus Neuseeland und Australien gekommen waren. Das mag für europäische Verhältnisse nicht allzu viel erscheinen, aber die Händler waren sehr zufrieden. Während in Europa geradezu ein Überangebot an Münzbörsen herrscht, sehen Sammler hier selten so viele Händlern auf einmal, und sie nutzten die Gelegenheit, um ihre Sammlungen zu erweitern. 

Impressionen von der Börse. Foto: UK.

Von der Antike bis zur Gegenwart, von neuseeländischen Prägungen bis zu Münzen aus aller Welt, alle Wünsche wurden erfüllt. Stark war vor allem das Angebot an Banknoten, die sich in Neuseeland großer Beliebtheit erfreuen. 

Der Stand der New Zealand Post. Foto: UK.

Eine besondere Attraktion waren der Stand der New Zealand Post, die für die modernen Gedenkausgaben des Landes verantwortlich zeichnet, sowie der Bank of New Zealand, die ihre neue geldgeschichtliche Website propagierte, die das erdbebengeschädigte Museum in Wellington ersetzen soll. Man erhofft sich, damit mehr Menschen zu erreichen.

Vortrag am Gala-Abend. Foto: NSA.

Am Abend begrüßte David Galt, Präsident der Royal Numismatic Society, die Gäste des Gala-Abends. Beeindruckend, der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 140 Sammler und Gattinnen nutzten die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ihnen wurde nicht nur ein hervorragendes Essen geboten, sondern auch der Festvortrag, für den sie sich die Referentin aus Deutschland hatten einfliegen lassen.
Höhepunkt des Abends war die Auktion, deren Ertrag mithelfen sollte, den Kongress zu finanzieren. John Mowbray, Gründer und Inhaber des größten neuseeländischen Auktionshauses für Münzen und Briefmarken, versteigerte. Und die Sammler boten. Und wie. Wer das zögerliche Bieten erlebt hat, das manche Wohltätigkeits-Auktionen dominiert, konnte sich nicht genug wundern. Jeder, so schien es, war begierig darauf, seinen Teil an den Kosten beizutragen.

Die Kongress-Besucher. Foto: UK.

Die vielen Gäste des Gala-Essens waren auch am nächsten Morgen anwesend, als der eigentliche Kongress begann. Leider war das neuseeländische Staatsoberhaupt, Ihre Exzellenz, The Right Honourable Dame Patsy Reddy, aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, wie eigentlich geplant, den Kongress zu eröffnen. Aber immerhin hatte sie eine Grußadresse gesandt, die verlesen wurde, ehe Robert Loosley, Eigentümer von Antiquarius, in ihrer Vertretung die offiziellen Begrüßungsworte sprach.

Dr. Mark Stocker, Kurator für historische und internationale Kunst am neuseeländischen Nationalmuseum Te Papa Tongarewa in Wellington, gestaltete seinen Vortrag zur Einführung der Dezimalmünzen als Interview; zu seiner Rechten David Galt. Foto: UK.

20 Redner sprachen natürlich vor allem über neuseeländische Münzen, Banknoten, Orden und Token. Der ganze erste Tag war der heimischen Numismatik gewidmet. Mit einer Ausnahme. Ellen Feingold konnte zwar nicht persönlich anwesend sein, hatte aber eine ausführliche Darstellung zur Debatte über die Abbildung von Frauen auf US-amerikanischen Münzen geliefert, die von David Galt verlesen wurde.

John Harwood aus Florida hält seinen Vortrag über die Postanweisungen aus Neuseeland, die zeitweise als Banknoten umgelaufen sein könnten. Foto: UK.

Am zweiten Tag kam neben der Antike die internationale Numismatik zu ihrem Recht. In diesem Zusammenhang hatten die „Kiwis“ eigens um einen Bericht zu den Vorgängen hinsichtlich des deutschen Kulturgüterschutzgesetzes gebeten. Sie zeigten sich erschüttert darüber, wie sehr deutsche Münzsammler und Münzhändler während der Auseinandersetzung um die neue Gesetzgebung von den deutschen Medien verleumdet wurden.

Zufriedene Veranstalter und Redner. Von links nach rechts: David Baird, Jim Duncan, Ursula Kampmann, John Harwood, David Galt. Foto: NSA.

Als der Kongress am Montag Abend um 17.30 endete, waren von den 140 Besuchern immerhin noch knapp die Hälfte anwesend. Und das an einem Werktag, für den sich viele eigens Urlaub nehmen mussten. (Man denke daran, dass die Neuseeländer wesentlich weniger Ferientage einziehen können als ein durchschnittlicher Europäer – aber immer noch ein bisschen mehr als ein Amerikaner.) 

Ein gutes Zeichen! Nicht nur für die Veranstalter, die wirklich keine Mühe gescheut hatten, um die Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Es ist vor allem ein Zeichen für das Interesse, das neuseeländische Sammler an der Numismatik haben. Von Anfang bis Ende des Kongresses war ein echtes Gemeinschaftsgefühl zu spüren. Und es dürfte sicher nicht der letzte Kongress gewesen sein, den die Numismatic Society of Auckland und die Royal Numismatic Society of New Zealand veranstaltet haben!

Hier kommen Sie zur Royal Numismatic Society of New Zealand.

Alle numismatischen Gesellschaften von Neuseeland finden sie hier.

Eine Pressemeldung zur Konferenz finden Sie hier.