Ausstellung zu Frauen der Antike an chinesischer Universität

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17. Mai 2018 – Weiblichkeit spielt eine Rolle in der Antike! – Diese Aussage ist zunächst überraschend, herrscht doch allgemein der Glaube vor, dass das antike Rom (und die Antike insgesamt) eine patriarchalische Gesellschaftsform hatte, in welcher die Männer alles und Frauen nur wenig zu sagen hatten. Dennoch: Trotz des nahezu vollständigen Ausschließens von Frauen aus der politischen Sphäre und den schwierigen rechtlichen Bedingungen sowie des allgemeinen Hervortretens männlicher Aktivitätsbereiche in den auf uns gekommenen Quellen nahmen Frauen wichtige Rollen und Funktionen in öffentlichen wie privaten Lebensbereichen wahr.

Silbermünze mit dem Bildnis der Matidia. Sie war als Nichte Trajans und Schwiegermutter Hadrians eine einflussreiche Persönlichkeit der römischen Kaiserzeit. Bild: Northeast Normal University.

Die Rollen und Rahmenbedingungen, in denen Frauen agieren oder sich präsentieren konnten bzw. auch dargestellt wurden, lassen sich am besten anhand der Frauen des römischen Kaiserhauses – und hier besonders anhand der ausgegebenen und überall umlaufenden Münzen – zeigen. Hier offenbart sich ein öffentliches Image der Kaiserfrauen, das seitens der kaiserlichen Propaganda gestaltet sowie aufmerksam gepflegt wurde und vor allem der Stabilisierung der jeweiligen Herrschaft und des Gesamtstaates diente.

Diese Münze ehrt Pompeia Plotina, die Frau Trajans. Bild: Northeast Normal University.

Allerdings sind die Formen der Repräsentation, die sich besonders in der jeweiligen Frisur der Kaiserfrauen, den beigegebenen Attributen und Legenden sowie der Verknüpfung mit den Göttinnen, Personifikationen von Tugenden auf der Münzrückseite spiegeln, nicht allein auf typische „weibliche“ Rollen wie Gattin oder Mutter beschränkt. Mitregentin, Garantin der Eintracht sowie des Fortschritts oder Beschützerin der Armee – diese und noch andere Rollen konnten ebenfalls von Kaiserfrauen eingenommen werden. Und im Gegensatz zu den literarischen Quellen, die aktive Frauen oft als moralisch verkommen zeichnen und mit konservativen Rollenerwartungen kontrastieren, erweist das regelmäßige Auftauchen von Frauen wie Agrippina, Messalina, den beiden Faustinae, den Severerinnen oder gar Gattinnen der Soldatenkaiser, auf Münzen wie auch anderen Medien wie Porträts, dass sie eine, nämlich ihre jeweils bewusst kreierte Rolle spielten, und dies auch noch über ihre eigene Lebenszeit hinaus.

Auf dieser Kupfermünze ist Agrippina dargestellt. Auf dem Revers sieht man einen Wagen und den Schriftzug MEMORIAE AGRIPPINAE. Bild: Northeast Normal University.

Diese Rollenvorstellungen, -erwartungen und -kreationen von und an Kaiserfrauen des 1.-3. Jahrhunderts n.Chr. im Münzporträt wurden im Wintersemester 2017/2018 am numismatischen Zentrum IHACOINS des Institute for the History of Ancient Civilizations (IHAC), Northeast Normal University, Changchun (China) in einem Projektseminar an Originalen der IHACOINS-Sammlung von Studentinnen und Studenten aufgearbeitet. Jedes Wochenende trafen sich die insgesamt 15 Teilnehmer, um zunächst die Münzen zu bestimmen, deren historischen Hintergründe aufzuarbeiten und letztlich in vier Arbeitsgruppen (Julisch-Claudische Dynastie, Antonine, Severische Dynastie, Soldatenkaiser) Einführungs- sowie Begleittexte zu den jeweiligen Epochen und einzelnen Münzen in Englisch und Chinesisch zu verfassen. Mit Unterstützung der Zentralbibliothek der Northeast Normal University wurde sodann eine Ausstellung (insgesamt 64 Poster) gestaltet, die nicht nur am 23. April 2018 in der Zentralbibliothek eröffnet wurde, sondern als Zusatzangebot die physische Ausstellung mit der Onlinepräsentation der Stücke (samt erweiterten Informationen) auf dem IHACOINS-Account im sozialen Netzwerk WECHAT über einen scanbaren QR-Code verknüpft.

CORRIGENDUM

Aufmerksame Leser haben uns informiert, dass die beiden oben abgebildeten Artikel gefälscht sind. Bei den vermeintlich von Plotina und Matidia stammenden Silbermünzen handelt es sich um sogenannte Becker-Fälschungen. Dabei handelte es sich offenbar nur um einen Übersetzungsfehler in der von uns veröffentlichen Pressemeldung. Auf der WeChat-Seite des Instituts werden die Münzen korrekt als Fälschungen beschrieben.
Die Diskussion um die beiden Stücke können Sie im Numismatikforum verfolgen.

Nähere Angaben zu den Fälschungen finden Sie im Forgery Network.

Mehr über die Universität finden Sie auf der Webseite.

WECHAT können Sie hier herunterladen.

Unseren Bericht zum Studenten-Projekt finden Sie hier.