Diebstahl im Stockholmer Münzkabinett

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von Annika Backe

27. April 2017 – Der Alptraum jedes Museumsdirektors ist in Schweden wahr geworden. Im Königlichen Münzkabinett Stockholm wurden mindestens 1200 Objekte gestohlen, wie eine Bestandsaufnahme ergab. Der Täter ist kein Unbekannter. Es handelt sich um einen ehemaligen Mitarbeiter, dem jetzt der Prozess gemacht wird. 

Das renommierte Kungliga Myntkabinettet in Stockholm. Foto: Sören Eriksson /Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Seit der letzten Revision im Zusammenhang mit dem Umzug des Münzkabinetts in die Stockholmer Altstadt 1997 hat der Verdächtige Münzen im geschätzten Wert von umgerechnet 2,6 Millionen Euro entwendet. Dass er alleine gehandelt und zahlreiche Stücke bereits verkauft hat, bestätigte Staatsanwalt Jens Nilsson gegenüber schwedischen Medien.

Vor diesem Diebstahl war der Festgenommene schon einmal wegen des gleichen Delikts verurteilt worden. Für die Entwendung von Briefmarken aus einem Auktionshaus hatte er Schadenersatz in Höhe von 100.000 Schwedischen Kronen (entspricht knapp 10.400 Euro) zahlen müssen. 

Im Münzkabinett Stockholm zeigt man sich nach diesem Vorfall tief getroffen. Leiterin des in den 1570ern gegründeten Hauses, das mehr als 500.000 Objekte und die bedeutendste numismatische Bibliothek Schwedens beherbergt, ist seit 2012 Eva Ramberg. Gegenüber der MünzenWoche äußerte sie sich schriftlich zu den derzeit wohl drängendsten Punkten. 

MW: Können Sie kurz zusammenfassen, was passiert ist?
Eva Ramberg: Eine umfangreiche Bestandsaufnahme unserer Sammlungen hat ergeben, dass über 1200 Objekte fehlen. Das ist tragisch, und die meisten Stücke sind unersetzlich. Uns allen wurde damit ein Teil des kulturellen Erbes genommen. Die polizeilichen Ermittlungen wurden bereits 2013 aufgenommen; da der Prozess noch nicht begonnen hat, sind viele Informationen vertraulich. 

MW: Können Sie sagen, welche Stücke fehlen?
Ramberg: Solange die Anklage noch nicht erfolgt ist, kann ich dazu nichts sagen. 

MW: Ist geplant, eine bebilderte Liste zu erstellen, die man an Münzhändler weiterreichen könnte, um die Objekte wiederzufinden?
Ramberg: Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt – diese Entscheidung muss die ermittelnde Polizei treffen. 

MW: Ist ein Bildabgleich der gestohlenen Stücke mit verkauften schwedischen Münzen in Coinarchives möglich oder vielleicht schon gemacht worden?
Ramberg: Auch das muss die Polizei beantworten.

MW: Wie hat der Verdächtige den Diebstahl bewerkstelligt und welche Sicherheitsvorkehrungen hätten den Vorfall vielleicht verhindern können? 
Ramberg: Dazu werde ich mehr sagen können, wenn wir mehr über die Anklage erfahren.

MW: Gibt es nach diesem Vorfall etwas, das Sie ihren Museumskollegen raten würden?
Ramberg: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht, aber sicher in Kürze.

Auch wenn nun Polizei und Justiz am Zuge sind, eines ist gewiss: Offiziell wegen Mietsteigerungen bedroht von der Schließung und in seinen Ausstellungskapazitäten durch den anstehenden Umzug ins Historische Museum massiv beeinträchtigt, muss das Königliche Münzkabinett Stockholm mit diesem Diebstahl einen weiteren schweren Schlag verkraften. 

Wenn Sie das Münzkabinett am bisherigen Standort sehen wollen, sollten Sie sich beeilen. Laut Website des Münzkabinetts ist ein Besuch der Ausstellung nur noch bis 20. August 2017 möglich. 

Die Stellungnahme von Frau Ramberg lesen Sie im originalen Wortlaut auf unserer englischen Seite CoinsWeekly.

Über die Schließung des Münzkabinetts erfahren Sie mehr in diesem MünzenWoche-Artikel von Harald Nilsson. Dass das Münzkabinett im Rahmen des Historischen Museums von Stockholm einen neuen Platz finden wird, finden Sie in einem Beitrag von Eva Ramberg und Maria Jansén.

Hintergrundartikel zur schwedischen Münzprägung lesen Sie in der MünzenWoche hier, hier und hier.

Und erst kürzlich berichtete die MünzenWoche über einen spektakulären Diebstahl im Berliner Münzkabinett.