Richard Löwenherz ruiniert England


mit freundlicher Genehmigung von Barbara Balz / World Money Fair

Man meint tatsächlich auf dieser Münze einem Löwen ins Gesicht zu schauen, so wie der König seine wilde Mähne trägt. Richard I. Löwenherz war für seinen Mut als Kreuzfahrer bekannt. Eher traurig waren aber die Umstände seiner Kerkerhaft, deren Folgen auch zur Sage von Robin Hood führten.

Richard I. (1189-1199). Penny, London, ca. 1196-1199. Gekrönte Büste des Königs. Rv. Zwillingsfadenkreuz. Aus Auktion Künker 137 (2008), 3193.

Mit Philipp II. von Frankreich war Richard 1189 losgezogen, Jerusalem zu erobern. Nach jahrelangen gemeinsamen Kämpfen hatten sich die beiden Könige überworfen, und Philipp war in seine Heimat zurückgekehrt. 1192 riefen die schwierigen Zeiten in England auch Richard wieder in sein Reich.

Mit wenigen Getreuen wollte der König von der Adriaküste zunächst zu seinem Schwager, Heinrich dem Löwen. Als Kreuzritter hätte er unter dem Schutz der Kirche gestanden. Doch nicht alle hielten sich daran. Angeblich seien Richard in seiner Verkleidung sein höfisches Benehmen und die auffällig vielen Münzen aus dem Orient zum Verhängnis geworden. Dem Herzog von Österreich gelang es, die Reisenden in der Nähe von Wien festzunehmen und bald darauf Heinrich VI., dem Kaiser des Heiligen-Römischen Reichs, zu übergeben. In einem Vertrag wurde geregelt, welchen Anteil der Herzog dafür an dem zu erwartenden Lösegeld erhalten sollte.

Heinrich VI. begnadigt Richard Löwenherz. Ausschnitt aus einer Seite des „Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis“ des Petrus de Ebulo (fol. 129 recto), um 1196. Quelle: Wikipedia.

Die Forderungen an England waren horrend: Über 30 Tonnen Silber! Das war fast das Dreifache dessen, was die Krone im Jahr einnahm. Doch der Häftling hatte keine Alternative: Gedemütigt nahm er die Bedingungen an. Richard hatte seine Mutter, Eleonore von Aquitanien, mit der Regentschaft über England betraut. Sie verkaufte so gründlich Grundstücke und Besitz, Lüster, Besteck und Schmuck, dass aus diesen Tagen nahezu nichts Wertvolles mehr erhalten ist.

Auch das Volk litt unter den drastischen Eintreibungen; in den Unruhen taten sich Männer hervor, aus deren Geschichten später der Mythos von Robin Hood entstand. Das Land stand am Rand des Ruins. 1194 wurde Richard freigegeben. Wie es der Vertrag neben anderem verlangte, setzte er sich sofort dafür ein, dass Leopolds Exkommunikation rückgängig gemacht wurde; die hatte der Papst verhängt als Strafe für die Entführung eines Kreuzritters. Auf dem Totenbett musste der Österreicher versprechen, seine englischen Pennies zurückzuerstatten – dafür gewährte ihm Papst Coelestin III. das Seelenheil.

Diese Rückgabe kam jedoch nicht zustande. Leopold hatte mit seinem Anteil die Wiener Münzstätte ins Leben gerufen und umfassende Bauprojekte durchgeführt; Heinrichs Silber war nach Sizilien in einen Eroberungsfeldzug geflossen. Einen kleinen Rest Geldes wollten die Österreicher den englischen Adligen mitgeben, die als Geiseln gehalten worden waren: Doch die weigerten sich, die Sendung zu überbringen aus Furcht vor Überfällen.

Dieser Artikel entstand für den Katalog der World Money Fair 2012 mit dem Ehrengast Großbritannien. Mehr zur World Money Fair 2012 lesen Sie hier.