Biaggi de Blasys, Leo (1906-1979)

von Hadrien Rambach

Leo Biaggi war ein Industrieller, dessen Unternehmen Rübenzucker verarbeitete. Obwohl er Schweizer Staatsbürger mit einer französischen Mutter war, lebte er die meiste Zeit seines Lebens in Ligurien (Italien), starb aber in Spanien. Er war während des Zweiten Weltkriegs Delegierter des Internationalen Roten Kreuzes und wurde 1961 von der italienischen Regierung mit dem Grande Ufficiale Ordine al Merito und 1974 mit der Silbermedaille des Roten Kreuzes ausgezeichnet.

Er legte eine außergewöhnliche Sammlung antiker Münzen an, darunter mehr als 2.000 römische Goldmünzen, die 1978 von Marco Ratto in Partnerschaft mit der Bank Leu en bloc erworben wurde – Gerüchten zufolge für 27 Millionen Schweizer Franken (= 13,5 Millionen US-Dollar = ca. 64.000 Goldunzen). Biaggis Erben gründeten später die Stiftung Bogliasco, um die Leidenschaft ihrer Großmutter und ihres Vaters für bildende Kunst, Musik und Literatur zu ehren. Seit Januar 1951 war Biaggi Mitglied der Royal Numismatic Society (London). Im April 1975 trat er zurück, was darauf hindeutet, dass sein Interesse an der Numismatik nachgelassen hatte, worauf auch der Verkauf seiner Münzen ein Jahr vor seinem Tod hindeutet.

Die Biaggi-Sammlung römischer Goldmünzen wurde nie veröffentlicht, ist aber dank der von Silvia Hurter angefertigten Fotoplatten der Goldmünzen und Abgüssen zugänglich. Es existiert auch ein handschriftliches Inventar, das die Ankaufsdaten und -kosten minutiös dokumentiert. Die Münzen aus Biaggis Sammlung wurden im Laufe der Jahre privat und auf Auktionen verkauft. Die erste Gruppe wurde von der Bank Leu in ihrer Auktion 22 (1979) versteigert, eine große Gruppe tauchte zudem in der NAC-Auktion 49 (2008) wieder auf.

Aufzeichnungen über Biaggis Sammlung griechischer Münzen sind dagegen leider nicht erhalten, was sehr bedauerlich ist, wenn man bedenkt, dass es sich um eine „hervorragende Sammlung“ handelte und dass „obwohl sie viel kleiner war als die von Gillet, die Qualität die gleiche, wenn nicht sogar besser war“ (A. Walker).

Bibliografie:

  • Alan Walker, “Silvia Hurter: some memories and a new coin from Aetolia”, in Schweizerische numismatische Rundschau, vol. 88 (2009), pp. 15-22: p. 17.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 91: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part I, Zurich, 23 May 2016, pp. [67]-[79].
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 99: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part II, Zurich, 29 May 2017, pp. 47-63.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 105: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part III, Zurich, 9 May 2018, pp. 82-105.

 

Dieser Artikel wurde erstmals in einem Katalog des Auktionshauses Numismatica Ars Classica veröffentlicht.