Ein großes Repräsentationsstück zu einem nicht ganz eindeutigen Anlass

von Lutz Neumann-Lysloff

Aus dem östlichen europäischen Raum finden wir im 17. Jahrhundert immer wieder große Gold-und Silbermünzen, die ganz eindeutig als Repräsentationsprägungen oder Donative galten. Im Habsburgischen Reich, Polen, Siebenbürgen und Salzburg sind 100, 50, 40 und 20 Dukaten vorhanden.
Es liegt auf der Hand, dass diese Prägungen nicht dem Geldverkehr dienten. Dafür waren sie nicht geeignet. Höchstens konnten Landkäufe, Zahlungen an Feldherren, Staatsschulden usw. damit getätigt werden. Aber auch für diese Zwecke waren solche Münzen eher nicht vorgesehen.
Sie drückten den Reichtum und die „Largesse“ (Freigebigkeit) des Prägeherrn aus, der sie an verdiente Untertanen, fremde Gesandte oder erfolgreiche Kommandeure verlieh.

Jan van den Hoecke, Porträt Ferdinands III., 1643.

Im Jahr 1629 wurde von Ferdinand III. eine Reihe von erstaunlichen Münzen herausgegeben, vermutlich in Prag geprägt. Ferdinand III. war der Sohn des Kaisers Ferdinand II., seit 1625 König von Ungarn, seit 1627 König von Böhmen, und er folgte 1637 seinem Vater, nach dessen Tod, als Kaiser.
Die prächtigen Münzen gab es in 100 Dukaten, 50 Dukaten und 40 Dukaten, datiert 1629, dazu in Silber in verschiedenen Talergewichten. Die Stempel hierfür wurden von dem Stempelschneider Donat Stark aus der Prager Münzstätte geschnitten. 

3 1/2-facher Taler 1629 (auf die Krönung Ferdinands III.). Münzstätte Prag.

Die Vorderseite zeigt das Brustbild Ferdinands nach rechts in spanischer Hoftracht mit breiter Halskrause. Rundherum ist seine Titulatur als König von Ungarn und Böhmen. Das Ganze wird von einem Lorbeerkranz umgeben. Unten ist ein leeres Oval, worin das Nominal der Münze – 100, 50 oder 40 Dukaten usw. eingepunzt werden konnte. In dem Lorbeerkranz links und rechts sind die Buchstaben D–S (für Donat Stark) extrem klein angebracht. Man hat Mühe sie zu finden. Die Rückseite zeigt den böhmischen Löwen in verzierter Kartusche unter einer Königskrone. Darunter befindet sich die Ordenskette des Goldenen Vlieses, darüber – zu den Seiten – die Titulatur als Erzherzog von Österreich. Das Ganze ist wiederum von einem Lorbeerkranz umgeben; auch hier, kaum zu finden, die Stempelschneidersignatur D–S.
Im Allgemeinen wird als Anlass der Prägung die böhmische Krönung angegeben. Nur kann das nicht ganz stimmen. Ferdinand wurde 1627 zum böhmischen König in Prag gekrönt, und diese Münzen tragen die Jahreszahl 1629. Sie sind allerdings sehr eindeutig böhmischen Ursprungs. Allein das große böhmische Löwenwappen deutet darauf hin. Auch die Initialen weisen auf den Prager Stempelschneider Donat Stark. Seltsamerweise sind diese Initialen auf den etwas häufiger vorkommenden Doppeltalern nicht zu finden.

In der kommenden SINCONA Auktion 34 wird ein 3 1/2-facher Taler dieser Münzserie versteigert. Die Münze (Los 4207) wird mit CHF 20.000 angesetzt. Es handelt sich um ein äußerst seltenes Nominal, einer von sich aus schon sehr seltenen Münzserie, in prachtvoller Erhaltung.

In diesem Katalog befinden sich über 200 Taler, 9 Mehrfachtaler des Habsburgischen Reichs, sowie viele kleinere Nominale, hauptsächlich aus den Münzstätten Prag, Kuttenberg und Joachimsthal.

Einen Vorbericht der Auktion lesen Sie in der MünzenWoche.

Den Auktionskatalog finden Sie hier.