Kanadische Währung in neuen Galaxien?

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von Annika Backe

29. Oktober 2015 – Noch lustige Aktion oder schon nationale Schmähung? Das ist die Frage, die derzeit in Kanada umgeht. Dort frönen immer mehr Menschen einem seltsamen Hobby: Sie „verzieren“ umlaufende 5 Dollar-Geldscheine, indem sie aus dem Porträt des 7. kanadischen Premierministers Wilfried Laurier (1896-1911) mit einigen Federstrichen das Abbild eines gewissen Mr. Spock machen. Es braucht tatsächlich nur die spitzen Ohren, die markanten Augenbrauen und den eindrücklichen Kurzhaarschnitt, damit sich die nationale Größe in die bekannte Figur aus der Fernseh-Serie Star Trek verwandelt. 

„Verspockter“ kanadischer 5 Dollar-Schein. Foto: Kelapstick / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Losgetreten hat diesen Trend der kanadische Künstler Ted Bagley, der damit ursprünglich ganz profane Interessen verfolgte: leicht verhohnepiepelt, eigne sich ein solcher Geldschein wunderbar dazu, beim Bezahlen mit der Bedienung ins Gespräch zu kommen. Was auf den Rest der Welt erheiternd wirkt, hat in Kanada tatsächlich schon Tradition. Seit Jahren lassen nämlich immer mehr Kanadier auf diesem Wege ihrer Kreativität freien Lauf, und es gibt auf Facebook seit 2008 sogar eine eigene Gruppe, die zur „Verspockung“ der offiziellen 5 Dollar-Noten aufruft. 

Wilfried Laurier, Premierminister von Kanada 1896-1911.

Die kanadische Nationalbank sieht das Ganze freilich nicht so entspannt und ließ schon 2002 ihre Sprecherin Josianne Menard verlauten: „Die Bank von Kanada findet, dass das Beschreiben und Bemalen von Banknoten unangemessen ist, denn sie sind ein Symbol unseres Landes und eine Quelle unseres Nationalstolzes.“ Als dann gar noch von einer „Schändung nationaler Symbole“ die Rede war, gab es für viele Mitglieder sozialer Netzwerke kein Halten mehr. Auf Twitter und Facebook häuften sich die Bilder eigenhändig modifizierter Scheine. Diese sind übrigens auch mit dem „verspockten“ Laurier weiterhin ein legales Zahlungsmittel – solange die Seriennummer nicht überpinselt wird. 

In dem Versuch, den malwütigen StarTrek-Fans den Spaß zu vermiesen, brachte die Bank 2013 sogar neue Geldscheine heraus, auf denen Lauriers Gesicht weniger natürliche Ähnlichkeit mit der Physiognomie des vulkanischen Sternenflottenoffiziers hatte. Genutzt hat es nichts – es wurden sogar noch mehr Geldscheine verspockt, als der Schauspieler der Figur, Leonard Nimoy, im Februar 2015 verstarb. Zuvor ein Trend, wurde das Ganze nun zu einer besonderen Ehre für Nimoy und spätestens jetzt Kult. Und immer mehr Exemplare, natürlich allesamt Unikate, tauchen jetzt auch beim Internet-Auktionshaus ebay auf, wo sie ab 10 Dollar aufwärts gehandelt werden. Was hätte der nun endgültig unsterbliche Mr. Spock wohl zu dem Ganzen gesagt? „Faszinierend.“ 

Noch mehr Bilder „verspockter“ Geldscheine finden sich hier.

Dass sich auch andere Banknoten für diese Aktion eignen, sehen Sie hier.

Pius IX. 5 Lire 1870, Rom. Aus Auktion Peus 412 (2014), 564.

Und dass man diese Form der Gesellschaftskritik schon seit Jahrhunderten pflegt, bezeugt die abgebildete 5 Lire Münze von Pius IX., die ihn als Alpöhi mit Pfeife und Kappe zeigt.

Für StarTrek Fans schildert Leonard Nimoy in diesem YouTube-Film seine Erinnerungen.