von Björn Schöpe
14. November 2013 – Wir mögen Münzen als wunderschöne Objekte von herausragender historischer Bedeutung schätzen, aber als Vorbild in der Architektur eignen sie sich wohl eher nicht. Letztes Jahr wählte Time Style die fünfzehn hässlichsten Bauten, darunter rangierte das Fang-Yuan-Bauwerk in Shenyang (China). Dieser 25-Stockwerk-Komplex sieht aus wie eine Käsch-Münze, rund mit einem rechteckigen Loch in der Mitte.
Es scheint, dass Chinas Architekten eine Schwäche für die historische Vergangenheit haben. Ein weiteres Bauwerk in China wird gerade in Guangzhou am Perlstrom errichtet – allerdings noch größer: 33 Stockwerke. Laut Aussage der Architekten hätten sie sich an einer Jadescheibe orientiert. Tatsächlich hat das runde Bauwerk kein rechteckiges Loch in der Mitte, sondern ein rundes mit einem Durchmesser von 47 Metern. Dennoch meint ein Experte antiker chinesischer Architektur, dass die meisten Betrachter den Bau schon allein wegen seiner Größe weniger mit einer zierlichen Jadescheibe als vielmehr mit einer antiken Münze assoziieren würden (wobei wir es einmal dahingestellt sein lassen, inwieweit da die Größe des Vorbildes von Bedeutung ist; Chinas antike Münzen waren eher nicht größer als Jadescheiben …).
In einem Punkt sind sich fast alle Betrachter einig: Das Bauwerk ist schlichtweg hässlich. Und außerdem ist es eine Peinlichkeit, dass dieser eine Milliarde Yuan teure Bau (etwa 119 Millionen Euro oder US$ 163 Millionen) seine prächtigen Namen Guangzhou Yuan Bau (Yuan meint einfach „rund“) erst nach einer von der Stadtverwaltung mit 100.000 Yuan (ca. 12.000 Euro oder US$ 16.000) dotierten Ausschreibung erhalten hat. Ein Mann meinte, dass sogar ein Kind auf diesen Namen hätte kommen können.
Time Style mag also einen weiteren Kandidaten für die nächste Shortlist der hässlichsten Gebäude der Welt haben. Und sollte China so weiter machen, gibt es in ein paar Jahren vielleicht schon genug Kandidaten für den Wettbewerb des hässlichsten Gebäudes in Münzform.
Einen Artikel dazu finden Sie in der South China Morning Post.
Über das Fang-Yuan-Gebäude haben wir in der MünzenWoche berichtet.