Sammler Scheich al-Thani gestorben

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von Björn Schöpe

13. November 2014 – Am 9. November 2014 ist Scheich Saud bin Mohammed al-Thani im Alter von 48 Jahren in seinem Haus in London gestorben; die Todesursache wurde nicht bekanntgegeben. Scheich al-Thani war ein in allen Auktionshäusern gern gesehener Gast, der in großem Stil Objekte aller möglichen Gebiete zusammentrug. Er galt als der finanzkräftigste Privatsammler der Welt.

Scheich al-Thani war ein entfernter Cousin des amtieren Emirs von Katar und bekleidete in seinem Land von 1997 bis 2005 das Amt des Kulturministers. In dieser Zeit kaufte er Kunstgegenstände und Antiquitäten an, mit denen das ölreiche Land neue Museen füllen wollte. Zu diesem Zweck soll al-Thani Milliarden von Dollar ausgegeben haben – offenbar war jedoch nicht immer klar, was er für sich als Privatsammler oder im Auftrag des Staates ankaufte. 2005 wurde al-Thani daher von seinen Aufgaben entbunden; es war die Rede von Betrug und Zweckentfremdung staatlicher Mittel. Bald darauf sprach man den ehemaligen Minister von allen Vorwürfen frei, aber al-Thani sammelte fortan nur noch als Privatperson.

Eines der zahlreichen Sammelgebiete, in denen der Scheich gewaltige Summen investierte, war die Numismatik. Hier allerdings war er besonders umstritten: Die Sammler fürchteten al-Thani, da er en bloc ganze Sammlungen exklusivster Stücke aufkaufte – und mit seinen scheinbar unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten die Preise in schwindelerregende Höhen trieb; die Auktionshäuser begannen ihn zu beargwöhnen, seit 2012 mehrere Firmen, darunter Baldwin’s, den Scheich verklagten, weil er Summen in Millionenhöhe schuldig geblieben war. Im Herbst 2012 fror deswegen ein Londoner Gericht Vermögenswerte al-Thanis über 15 Millionen Dollar ein.

Die Meldung ist zunächst durch die englischsprachige Kunstmarkt-Presse gegangen: hier und hier.

Inzwischen haben auch andere Medien seinen Tod aufgegriffen und kommentiert, so die bbc und Doha News.

Über Scheich al-Thanis schillerndes Verhalten in der Münzwelt berichtete die MünzenWoche.

Ebenso über den Prozess, den Baldwin’s gegen al-Thani geführt hat.

Bei Sotheby’s lagen rund 42 Millionen Schulden vor. Um sie zu begleichen, wurde in dem Auktionshaus unter anderem eine wertvolle Uhr für 24 Millionen Dollar verkauft.

Ein ganzer Wikipedia-Artikel widmet sich den Sammlungen der Familie al-Thani.