Staudamm wird türkische Stadt Hasankeyf fluten

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von Kate Fitz-Gibbon
übersetzt von Björn Schöpe

20. Oktober 2016 – Das Ilisu-Staudammprojekt soll das Wasser des Tigris stauen und wird die Bewohner von Hasankeyf zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Mindestens 300 historische Stätten werden mit ihren 12.000 Jahren Geschichte unter 60 Metern Wasser begraben. Der Staudamm soll nach seiner Fertigstellung 2 Prozent des Stromverbrauchs der Türkei erzeugen.

Das Staudammprojekt begann in den 1980er Jahren und wurde bereits einige Male verzögert. So entzogen europäische Geldgeber 2009 ihre Unterstützung wegen der Folgen für die Kulturgüter der Region. Türkische Archäologen haben geäußert, dass Notaktivitäten zwar weiterhin durchgeführt werden, dass aber 85 % der Stätten in dieser Gegend geflutet werden, bevor man an ihnen auch nur mit der Arbeit werde beginnen können. Einem langen Artikel in National Geographic zufolge gab es auch eine Alternative: Aber zu dem Vorschlag, den Ort Hasankeyf durch den Bau von fünf kleineren Staudämmen zu bewahren, habe sich die Regierung nie geäußert. Vielmehr hat die türkische Zentralregierung das Ilisu-Staudammprojekt ungeachtet aller Kritik vorangetrieben und sagt, dass es noch in diesem Jahr abgeschlossen sein wird.

Dieser Ort soll bald in den Fluten des Tigris versinken. Foto: Nevit Dilmen / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

Die Gegend um Hasankeyf ist seit der frühesten mesopotamischen Zeit besiedelt. Die Überreste antiker Höhlenwohnungen liegen neben einer mittelalterlichen Burg, nicht weit von einer Brücke der Urtukiden, einer islamischen Dynastie, die im 11. und 12. Jahrhundert über Ostanatolien herrschte.

Die Bewohner von Hasankeyf sind arm. Die meisten von ihnen leben als Schafhirten oder weben Teppiche. Die türkische Regierung hat einen neuen Ort mit Wohnkomplexen auf höherliegendem Land oberhalb des Staudammes errichtet, doch viele Einwohner von Hasankeyf weigern sich, ihre Heimat zu verlassen. Sie sagen, dass sie ihre Häuser und Obstgärten lieben, die ihre Großväter und Urgroßväter erbaut haben. Sie glauben nicht, dass sie jemals die Darlehen, für die der Staat ihnen die neuen Wohnungen verkauft, zurückzahlen können. Diese entsprechen rund dem Achtfachen des Wertes, den ihre jetzigen Häuser haben.
Auch Umweltschützer äußerten schwere Bedenken. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird die Reduzierung der Wassermenge große Feuchtgebiete im Südirak trocken legen und das traditionelle Ökosystem der Region sowie die darauf basierende Subsistenzwirtschaft zum Kollabieren bringen.

Der Artikel ist zuerst erschienen auf der Webseite des Committee for Cultural Policy.