Michael Alram ist diesjähriger Preisträger des Huntington Awards

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von Ursula Kampmann

3. März 2016 – Die Trustees der American Numismatic Society haben bekannt gegeben, dass Dr. Michael Alram, Direktor des Münzkabinetts im Kunsthistorischen Museum Wien und derzeit Präsident des International Numismatic Council, den Archer M. Huntington Award 2016 für seine herausragenden Leistungen im Dienste der Numismatik erhält. Mit ihm wird ein Mann geehrt, der sich Zeit seines Lebens für die enge Zusammenarbeit eingesetzt hat – zwischen Nationen in Ost und West, zwischen Museen und Universitäten, und last but not least zwischen Wissenschaftlern, Händlern und Sammlern.

Michael Alram, Preisträger des Huntington Awards 2016.

Michael Alram ist einer der wenigen Numismatiker, die weit über die Numismatik selbst hinauswirken. Kein Wunder, dass er im Juli 2013 zum Vizepräsident der österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt wurde. Ein Blick auf seinen Lebenslauf zeigt, dass er sich zwar mit voller Begeisterung der Numismatik verschrieben hat, dabei aber immer wieder über den eigenen Tellerrand hinaussieht, und das mit besonderer Vorliebe dann, wenn er neue, unerforschte Gebiete erschließen kann. Davon zeugt schon seine Dissertation, mit der er 1982 in den Fächern Antike Numismatik und Klassische Archäologie in Wien promoviert wurde: „Materialgrundlagen zu den iranischen Personennamen auf antiken Münzen: achaimenidische Satrapen, Persis, Sakas und Pahlavas“.

1982 stand die Forschung zu den östlichen Randgebieten der klassischen griechischen Welt noch an ihrem Anfang. Robert Göbl hatte einige wichtige Standardwerke geschrieben, aber erst durch Michael Alram und seine Schüler hat sich unser Wissen über die Völker zwischen Persien und Indien vervielfacht. Zuletzt durch das auch von Michael Alram betreute interdisziplinäre Forschungsprojekt „Cultural Transfers and Cross-Contacts in the Himalayan Borderlands“, das von 2011 bis 2015 an der Universität Wien angesiedelt war, und dem wir eine ganze Reihe von entscheidenden Arbeiten verdanken.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist Michael Alram in erster Linie ein begeisterter Museumsdirektor, der seit 1986 eine Fülle von wichtigen Ausstellungen kuratiert hat. Natürlich nicht alle ausschließlich im numismatischen Bereich. Nennen wir hier ein paar Ausstellungen, die aus dem Rahmen fallen, so im Jahr 2000 „Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum Teheran – 7000 Jahre persische Kunst“ am Kunsthistorischen Museum Wien, oder 2001 für die Asia Society in New York „Monks and Merchants, Silk Road Treasures from Northwest China“.

Schon diese kleine Auswahl beweist es: Michael Alram schätzt die Zusammenarbeit mit anderen Museen, sei es das Münzkabinett und die Antikensammlung der Stadt Winterthur, mit der 2011 die Ausstellung Götter, Menschen und das Geld der Griechen durchgeführt wurde, oder das Münzkabinett von Berlin, mit dem Wien unter dem Titel „Goldgiganten“ seine Prunkstücke austauschte.

Und Zusammenarbeit forderte Michael Alram auch in einer ganz anderen Sache ein: In seiner programmatischen Antrittsrede als neuer Präsident des Internationalen Numismatischen Rats kommentierte er die im September 2015 heiß umstrittene Kulturgüterdiskussion folgendermaßen:

„Seit der Renaissance ist unsere Wissenschaft auf der engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Sammlern und Händlern begründet. Es gibt keine andere schöngeistige Wissenschaft, wo diese drei Gruppen so eng miteinander verbunden sind. Es wird eine wichtige Aufgabe des INC sein, die Kanäle der Zusammenarbeit offen zu halten und Projekte zu initiieren, zu denen alle beitragen können.

Als INC befürworten wir energisch, dass wir unser kulturelles Erbe, von dem die Münzen einen entscheidenden Teil darstellen, erhalten und schützen müssen. Illegale Ausgrabungen und Plünderungen sind inakzeptabel. Und doch hilft es nicht, alle numismatischen Objekte ohne eine vor 1970 zurückgehende Provenienz aus der Wissenschaft zu verdammen, da es oft nur die Wissenschaft selbst ist, die frühere Auktionen und Provenienzen wiederfinden kann, und dieses Vorgehen Probleme für unsere jungen Kollegen schafft, deren Artikel zurückgewiesen werden.“

Pragmatismus, Weltoffenheit und die Bereitschaft, Probleme mittels Zusammenarbeit zu lösen, und nicht zu vergessen, einen hintergründigen Humor, diese Eigenschaften besitzt Michael Alram im Überfluss. Er hätte schon allein deswegen den Huntington Award verdient.

Die ganze Team der MünzenWoche gratuliert zu dieser Ehrung.

Alle bisherigen Träger der Huntington Medaille finden Sie hier.

Natürlich ist Michael Alram bereits in unserem numismatischen Who’s who. Dort finden Sie auch viele interessante Links zu seiner Person.