Die Münzprägung des modernen China

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von Ursula Kampmann

6. Juni 2013 – Es gibt nicht allzu viel wissenschaftliche Literatur über die chinesische Münzprägung, die in einer westlichen Sprache leicht zugänglich ist. So ist man, wenn man etwas Hintergrundwissen gerade über die heiß begehrten und teuer gehandelten, frühen Münzen sucht, die in China zwischen 1866 und 1949 entstanden sind, auf verstreute Informationen angewiesen. Das neue Buch von Richard N. J. Wright gibt nun einen tiefen Einblick in die Monetarisierung Chinas nach westlichem Vorbild.

Richard N. J. Wright, The Modern Coinage of China 1866-1949. The Evidence in Western Archives. Edited by Joe Cribb and Helen Wang. Spink, London 2012. 308 S. Schwarz-Weiß-Abbildungen. Hardcover, 27,1 x 18 cm. ISBN: 978-1-907427-20-6. 45 GBP.

Ursprünglich waren all die Kapitel zu verschiedenen Aspekten der chinesischen Münzprägung bereits als einzelne Artikel in verschiedenen Publikationen veröffentlicht worden. Waren diejenigen, die es in die Numismatic Chronicle oder in das Numismatic Circular geschafft hatten, noch relativ leicht zugänglich, finden sich diese wertvollen Beiträge zur Numismatik auch an wesentlich schwieriger zugänglichen Orten. Den Herausgebern Joe Cribb und Helen Wang, beide verantwortlich für die fernöstlichen Münzen im British Museum, ist es zu verdanken, dass die einzelnen Artikel in ein einheitliches Format gebracht wurden, so dass ihre Fülle an Informationen jetzt ein wunderbares Bild der chinesischen Münzgeschichte liefert.

Der Autor, Richard Wright, hat seine eigene Verbindung zu China. Seinen ersten Besuch in diesem faszinierenden Land absolvierte er im zarten Alter von wenigen Monaten. Seit damals wollte er alles über China wissen. Er war glücklich darüber, dass er als Mitglied der Marine häufig im fernen Osten stationiert war. Seinen ersten chinesischen Silberdollar kaufte er um 1960 in Hongkong. Doch bei der Beschäftigung mit dieser und den folgenden Münzen stellte er fest, dass es kaum klare Informationen über zahlreiche Stücke gab. Es war umstritten, wann sie geprägt wurden und vor allem wo (es gab unzählige kleine Münzstätten in den Provinzen), dazu hatten die vielen kriegerischen Ereignisse die meisten Archive vernichtet, so dass auch nur schwer in Erfahrung zu bringen ist, wie viele Stücke geprägt wurden. Dazu kamen spätere Sammleranfertigungen und Fälschungen, die das Bild noch einmal verunklärten. Richard Wright begann, sich wissenschaftlich mit diesen Fragen zu beschäftigen und veröffentlichte 1974 einen ersten Aufsatz über die republikanischen Münzstätten in Honan.

38 Artikel publizierte er in den letzten etwa 40 Jahren. Sie alle sind hier versammelt, in der Reihenfolge ihrer Publikation. Der Benutzer des Buchs hat also einen gewaltigen Fundus an Informationen vor sich, die er sich allerdings etwas mühsam erschließen muss. Vor allem für diejenigen, die noch keine Ahnung von der chinesischen Münzgeschichte haben (und die Autorin dieser kleinen Buchvorstellung zählt sich zu dieser Zielgruppe), besteht die Hauptarbeit erst einmal im Blättern, um herauszufinden, ob zu der Münze, über die man etwas mehr herausfinden möchte, Informationen vorhanden sind. In vielen Fällen wird man fündig – und gleich konfrontiert mit den komplizierten Fragestellungen, die mit diesen Münzen verbunden sind. Es gibt zum Beispiel nicht „einen“ Yuan Shi’K’Ai Dollar, sondern 21 verschiedene Stempelvarianten, von denen etliche unter dem offiziellen Datum „Jahr 3“ von 1915 bis in die 50er Jahre in verschiedenen Münzstätten geprägt wurden. Oder die beliebten Münzen mit dem Drachenmotiv. War Ihnen bewusst, dass sie in rund 14 Münzstätten von 1887/8 bis 1949 geprägt wurden?

Man kann in diesem Buch also viel lernen. Und man kann vielleicht das nächste Mal besser abschätzen, warum eine bestimmte Variante einer chinesischen Münze in einer Auktion ein besseres Ergebnis bringt als eine andere. Wie gesagt, auch wenn es kein Katalog ist, ist dieses Buch für jeden, der sich mit modernem chinesischen Geld beschäftigt, unabdingbar.

Sie können dieses Buch bestellen über Spink, London.