Spink aktualisiert Katalog englischer Silberprägungen

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von Björn Schöpe

5. Mai 2016 – Die meisten Kataloge kann man gar nicht so schnell aktualisieren, wie es wünschenswert wäre. Umso größer ist die Freude, wenn ein wichtiger Katalog gründlich aktualisiert wurde – so wie es jetzt mit Spinks „English Silver Coinage“ geschehen ist.

Maurice Bull, English Silver Coinage since 1649. London, Spink, 2015. 6. überarbeitete Auflage. 676 S. mit s/w-Abbildungen. Hardcover. 14,7 x 22,3 cm. ISBN: 978-1-907427-50-3. GBP 40.

1949 legte H. A. Seaby zum ersten Mal einen Katalog der englischen Silberprägungen von 1649 bis 1949 vor. In seiner Nachfolge brachte P. A. Rayner das Werk etwa einmal pro Jahrzehnt auf den neuesten Stand (1957, 1968, 1974, 1992). Die lange Pause vor der letzten Auflage von 1992 lässt die Mühe erahnen, die die Fertigstellung gekostet hatte. Über 20 Jahre musste die numismatische Welt auf eine Neuausgabe warten. Nun hat Maurice Bull ein vollkommen neues Buch vorgelegt.

Bull hat es sich nicht leichtgemacht und – wie er im Vorwort erläutert – mit vielen Experten Rücksprache gehalten. Einerseits konnte er natürlich die Daten aus der 5. Auflage übernehmen, andererseits musste er sie komplett neu ordnen. Der Katalog war ursprünglich nach Nominalen geordnet, außerdem hatten zahlreiche Überarbeitungen zu unübersichtlichen Buchstabenzusätzen in den Katalognummern geführt (z. B. 1847A-E).

Bull hat den Katalog systematisch entstaubt, neu geordnet, aktualisiert und um jede Menge Angaben erweitert. Zunächst ist der Katalog jetzt nach Herrschern geordnet, unter diesen jeweils nach Nominalen, die wiederum nach Typen und dann chronologisch aufbereitet sind. Um die Benutzung zu erleichtern, ist auch die alte Katalognummer beigefügt. Außerdem hat der Autor offenbar aus eigener leidvoller Erfahrung einem künftigen Bearbeiter die Mühen erleichtern wollen, und zwischen den Herrschern jeweils ein paar Nummern für künftige Zusätze freigelassen.
Obwohl das Buch fast dreimal so umfangreich ist wie die vorherige Auflage, sind weniger Typen verzeichnet. Die einfache Erklärung: Maurice Bull war der Ansicht, dass so mancher „Typ“ nur auf die Unzulänglichkeiten der Handprägung zurückzuführen sei. Hier mag der Fachmann über Detailfragen diskutieren können. Doch ein Katalog trägt wie jedes Buch die Handschrift seines Verfassers, und eine solche Entschlackung ist legitim. Für die Gründlichkeit von Bulls Vorgehen spricht der umfangreiche Anhang. Nicht nur listet er erstmals Proben auf, sondern er gibt detaillierte Belege, welches angeführte Katalogexemplar wo zu finden ist. Damit werden endlich Stücke, deren Existenz zuvor bestritten wurde, wissenschaftlich belegt. Eine weitere Neuerung geht auf den Wunsch von Sammlern zurück, Prägezahlen vorzulegen. Soweit möglich hat Bull die Auflagenhöhe der Royal Mint für jedes einzelne Jahr aufgeführt. Selbstverständlich beschließt das Buch eine Bibliographie.

Der Katalog ist ein vorbildliches Beispiel dafür, was ein Autor erreicht, wenn er sich die Mühe macht, ein Standardwerk auf den neuesten Stand zu bringen und den Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen anzupassen. Sammler, Kenner, Nicht-Experten, Wissenschaftler – alle dürften hier Material einfach und sinnvoll aufbereitet durchforsten können und schnell Belege für einzelne Stücke finden. Ein kurzum lobenswertes Werk, dem viele Leser und viele ebenso gepflegte Neuauflagen für die Zukunft zu wünschen sind.

Zurzeit arbeitet Maurice Bull übrigens an dem Katalog zur englischen Goldprägung seit 1649 und ist dankbar für Hinweise auf bislang unveröffentlichtes Material mit Abbildungen. Falls Sie ihn kontaktieren möchten, können Sie Maurice Bull eine E-Mail schreiben.

Sein Buch zur Silberprägung können Sie bei Spink finden.