Die MDC in Bangkok: Neues aus der Welt der Münzstätten Teil 4: Die Sitzungen des Marketing Committee

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von Ursula Kampmann

7. Juli 2016 – Vom 1. bis zum 4. Mai 2016 fand in Bangkok die Mint Directors Conference statt. Sie wurde von rund 360 Delegierten besucht, für die 35 Vorträge gehalten wurden. Hier finden Sie die Zusammenfassung der Vorträge, die das Marketing Committee präsentierte.

Der Markt für Bullion: Gestern und Morgen

Bullionmünzen sind für viele Münzstätten ein wichtiges Geschäftsfeld. Deshalb ist die Entwicklung des Goldpreises und die damit verbundene Kundennachfrage ein Rätsel, dessen Beantwortung die Planung der zukünftigen Auflagen leichter machen würde. Christoph Beaux von der Monnaie de Paris präsidierte die Sitzung.

Von links nach rechts die Teilnehmer der Sitzung: Christoph Beaux, Edward Meir, Albert Cheng und Mark Valek. Foto: Mint of Thailand.

Drei Sprecher beschäftigten sich mit dem Thema: Edward Meir, ein unabhängiger Consultant, der im Auftrag von FC Stone die Preisentwicklung von Metallen analysiert, Albert Cheng, ein Mitglied des World Gold Council, und Mark Valek, Mitarbeiter des Vermögensverwalters Incrementum.

Edward Meir und Albert Cheng waren sich in einem einig: Der Goldmarkt des Ostens mit Indien und China ist wesentlich wichtiger als die Goldmärkte des Westens. Wie sich der Goldpreis entwickeln wird, hängt deshalb vor allem davon ab, wie sich diese beiden Märkte verhalten. Wesentlich wichtiger als der Investorensektor ist dafür die Schmuckindustrie, während die Nachfrage im technischen Sektor stabil bleibt. Beide Sprecher fanden es überaus bemerkenswert, dass die Nationalbanken wieder begonnen haben, Gold als Sicherheit zu kaufen.

Albert Cheng vom World Gold Council setzte sich mit den aktuellen Entwicklungen des Goldmarktes auseinander. Foto: Mint of Thailand.

Natürlich weiß niemand zuverlässig, wie sich der Goldpreis entwickeln wird, dafür sind zu viele unbeeinflussbare Umstände verantwortlich. Edward Meir beschrieb sie: Während sich die moderate Inflation kaum auf den Preis auswirken dürfte, könnten geopolitische Krisen den Run auf den sicheren Hafen Gold beschleunigen. Steigende Zinsen und Aktienkurse dürften den Goldpreis dagegen nach unten sinken lassen.

Mark Valek von Incrementum ist dagegen überzeugt, dass der Goldpreis steigen wird, wenn die Inflation zunimmt. Und da unser gegenwärtiges System von Fiatgeld eine ständige Inflation braucht, um zu funktionieren, wird derjenige, der in Gold anlegt auf die Dauer der Gewinner sein.

Den am 28. Juni 2016 erschienenen Bericht von Incrementum AG zur Vorhersage des Goldpreises finden Sie hier.

Jon Cameron von der US-Mint stellte das hervorragende Kinder- und Jugendprogramm der US-Mint vor. Foto: Mint of Thailand.

Das Vermarkten von Numismatik

Drei Marktführer – die US-Mint, die Münze Österreich und die Royal Australian Mint – präsentierten ihre Überlegungen, wie es gelingen könnte, die Gedenkmünzenprogramme der Münzstätten einer noch weiteren Käuferschicht schmackhaft zu machen. Sandra Hanington, neuer Mintmaster der Royal Canadian Mint, präsidierte die Sitzung.
Jon Cameron sprach über das wirklich einzigartige Material, das die US-Mint für Kinder und Schulen im Internet kostenlos zur Verfügung stellt. Mittlerweile finden sich 450 komplett vorbereitete Schulstunden digital.

Hier kommen Sie zum Sektor „Learn“ der US-Mint.

Dieser Teil richtet sich an Lehrer.

Im Kid’s Collectors Club gibt es eine auf Kinderbedürfnisse abgestimmte Seite.

Andrea Lang von der Münze Österreich präsentierte ihren Ansatz der Kundenbindung. Foto: Mint of Thailand.

Andrea Lang von der Münze Österreich beschäftigte sich mit der Frage, wie man eine historische Marke auffrischen könne. Sie sorgte sich darum, dass die Kunden für numismatische Produkte immer älter werden.
Um dem entgegenzuwirken, versucht die Münze Österreich den Kunden auf seinen Lebensstationen zu begleiten. Es gibt Produkte für Taufe, Hochzeit und andere einschneidende Ereignisse im Leben, die via Direktmarketing zeitgenau angeboten werden. Ferner setzt die Münze Österreich auf Fernsehwerbung und bemüht sich um eine kundenorientierte Kultur. Ein Teil der Produktpalette orientiert sich eng am Lifestyle der angestrebten Käuferschicht.

Auch Mark Cartwright von der Royal Australian Mint beschäftigte sich damit, wie man nicht nur Sammler als Kunden gewinnen könnte. Er sah das Geheimnis darin, wendig zu bleiben, um schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren. Man müsse dem Kunden aufmerksam zuhören und ein sinnstiftendes Verhältnis zu ihm entwickeln. Indem man wirklich gute Geschichten erzählt, könne man eine gefühlsmäßige Bindung zu Produkt und Marke herstellen.

Marius Haldimann von der Swissmint leitete die dritte Sitzung des Marketing-Komitees, die sich um die Bedürfnisse des Kunden drehte. Foto: Mint of Thailand.

Marketing: Die Märkte, Bullion und Numismatik

Die dritte Sitzung wurde von Marius Haldimann geleitet und beschäftigte sich mit dem Kunden und wie man ihn nicht nur akquirieren, sondern auch halten kann.
Zunächst sprach Ola Bjorn Fausa von Samlerhuset darüber, wie es gelingt, den Kundenkreis zu vergrößern. Er wies darauf hin, dass der Markt für klassische Numismatik einen Boom erlebe, während es immer schwieriger werde, neue Gedenkmünzen zu vermarkten. Dies läge daran, dass die Münzstätten viel zu wenig tun, um neue Kundenkreise zu erschließen. Er schlägt vor, mindestens 5 % des Umsatzes in den Gewinn von Neukunden zu stecken, die man dann mittels gezieltem Direktmarketing zu regulären Kunden mache. Wichtig sei es, den Kunden über verschiedene Medien zu erreichen und dabei Print und Internet sinnvoll nebeneinander einzusetzen.
Es folgte Danielle Oliari von CNT Inc., die sich die Frage stellte, wie man als Firma, die nur über eine Internetseite für den Kunden greifbar sei, das Vertrauen des Kunden erwerben kann. Ihr wesentliches Ergebnis, war eine Erkenntnis, die im traditionellen Münzhandel seit Jahrhunderten gepflegt wird: Es geht nicht um den momentanen Verkauf, sondern um die Langzeitbeziehung. Zum Verkauf gehört das Angebot des Rückkaufs, um dem Investor und seinen Erben zu garantieren, in das richtige Medium investiert zu haben.

Charles Morgan rechnete aus, dass der Krause-Mishler des 21. Jahrhunderts 11.000 Seiten haben wird. Foto: Mint of Thailand.

Die Sitzung beendete Charles Morgan mit seiner unmissverständlichen Warnung an alle Münzstätten, nicht zu viele Münzen zu produzieren. Er nutzte ein eindrückliches Beispiel, um zu zeigen, wie stark die modernen Münzausgaben zugenommen haben: Während der Krause-Mishler fürs 20. Jahrhundert lediglich 1.344 Seiten umfasst, werden es fürs 21. Jahrhundert, wenn die Ausgabedichte so anhält wie bisher, 11.000 Seiten! Charles Morgan warnte davor, dass es sich bei Münzkunden nicht um Endverbraucher handelt, sondern dass alle irgendwann ihre Münzen wieder in einen Zweitmarkt einspeisen werden. Wenn sie dann erleben, dass der Wert ihrer Gedenkausgaben nur einen Bruchteil dessen beträgt, was sie bezahlt haben, werden sie das Vertrauen in die ausgebenden Münzstätten verlieren.

Grundsätzliche Erwägungen für offizielle Münzausgaben

Wie geht die Monnaie de Paris mit geänderten und veredelten Münzen um, das fragte Rémy Baillet von der Monnaie de Paris. Grund für die Fragestellung ist die Tatsache, dass immer mehr staatliche Münzen von privaten Unternehmen durch Farbauftrag oder Teilvergoldung „veredelt“ werden, um so einen höheren Preis zu erzielen. Während die Verkäufer behaupten, damit seien die Stücke einzigartig, sind sie tatsächlich lediglich nicht mehr kursfähig. Außerdem missachtet dieses Geschäftsmodell das Recht auf geistiges Eigentum von Münzstätten und Künstlern. Obwohl Privatunternehmen solche Änderungen durchführen, bringt der Kunde die Münzstätte selbst mit dem Produkt in Verbindung. Weil nicht nur die Monnaie de Paris mit diesem Problem konfrontiert ist, sondern auch andere Münzstätten, wurde von der MDC eine Task Force ins Leben gerufen.
Sie haben ein Verfahren entwickelt, das aus mehreren Schritten besteht:

  • Überwachung der relevanten Verkaufsplattformen im wöchentlichen Rhythmus, ob veränderte Münzen angeboten werden
  • Aufforderung von Plattform und Händler, das Angebot zurückzuziehen
  • Überwachung, ob der Rückzug erfolgt
  • Andernfalls Einleiten von rechtlichen Schritten

Wichtig ist es, gleichzeitig die Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren.

Kenneth Porter beendete die Sitzung mit seinem Aufruf, auch für numismatische Produkte nur Gold zu verwenden, das aus moralisch einwandfreien Quellen stammt.
Die Sitzung leitete Yip Lap Ling, CEO der Singapore Mint.

Dies ist der letzte Teil der Berichterstattung zur Mint Directors Conference in Bangkok. Sie finden in der MünzenWoche außerdem folgende Beiträge:

Einen allgemeinen Beitrag zur Mint Directors Conference.

Die Zusammenfassung der Vorträge aus der allgemeinen Sitzung.

Die Zusammenfassung der Vorträge des Technical Committees Teil 1

Die Zusammenfassung der Vorträge des Technical Committees Teil 2

Die Preisträger des MDC Awards.

Zur Website der MDC 2016 in Bangkok kommen Sie hier.