Kopenhagens numismatische Seite: 2. Numismatisches in den Museen

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von Ursula Kampmann

18. Juni 2015 – Kopenhagen, das ist mehr als die kleine Meerjungfrau und Tivoli, das ist eine Stadt, die es an Museen mit jeder Metropole der Welt aufnehmen kann. Das Dänische Nationalmuseum mit Kostbarkeiten wie dem Sonnenwagen von Trondsholm und dem enigmatischen Kessel von Gundestrup, das Thorvaldsen-Museum als das weltweit erste einem einzigen Künstler gewidmete Museum, und die Ny Carlsberg Glyptothek mit ihrer großartigen Porträtsammlung römischer Kaiser, sie alle bieten in ihrer Dauerausstellung Münzen, Medaillen und Orden. Und das sind nicht die einzigen Orte, an denen man in Kopenhagen auf Numismatisches und Wirtschaftsgeschichtliches trifft.
Heute begeben wir uns in den Museen Kopenhagens auf eine numismatische Spurensuche.

Die Dauerausstellung des Münzkabinetts von Kopenhagen, leider derzeit geschlossen. Foto: UK.

Als erstes besuchen wir natürlich das Dänische Nationalmuseum, das neben seiner wirklich umwerfenden, über die Jahrhunderte zusammengetragenen Münzsammlung noch aus einem weiteren Grund einen Besuch wert ist. Hier werden die Münz- und Hortfunde Dänemarks aufbewahrt, und viele davon sind ausgestellt.

Ein niederländischer Taler aus dem frühen 17. Jahrhundert in einem Stein, wahrscheinlich als Bauopfer niedergelegt. Gefunden von Stanley Andreasen, Jutland, Bulbjerg. Foto: UK.

Und zwar am besten Platz, gut ausgeleuchtet und adäquat beschrieben. So passiert jeder Besucher, der die Dauerausstellung zur Vorgeschichte Dänemarks besuchen will, erst einmal einen Saal mit den neuesten Münzfunden. Dänemark erlaubt ja das Schatzsuchen mit einem Detektor, solange allfällig gefundene Gegenstände gemeldet werden. Jedes Jahr kommen so rund 3.000 vor 1537 geprägte Münzen ins Kabinett, spätere Stücke erhalten die Finder zumeist zurück, außer es handelt sich um historisch besonders Bedeutendes oder um einen Hortfund. Diese Grenze müssen die Wissenschaftler ziehen, weil sie sonst mit Material völlig überschwemmt würden. Wenn etwas vom Museum behalten wird, erhält der Finder eine faire (und steuerfreie) Belohnung und wird überall namentlich genannt. Was für einen großen Erfolg das dänische Münzkabinett mit dieser Politik hat, kann man in der Ausstellung sehen.

Ein Hortfund von Bernstein, um 1400 v. Chr., gefunden in Nordjutland zusammen mit zwei Bronze-Halsringen. Foto: UK.

Dass Hortfunde nicht erst nach der Einführung von Münzen vergraben wurden, erfährt man in der Dauerausstellung, die von der Altsteinzeit bis zu den Wikingern führt. Riesige Hortfunde mit Flintklingen, Bronzeäxten und -barren, ja, auch mit Bernstein sind hier zu bewundern.

Sonnenwagen von Trondheim. Foto: UK.

Natürlich sind das nicht die großen Publikumsmagneten. Der Sonnenwagen von Trondholm ist da schon berühmter. Er stammt aus der späten Bronzezeit und wurde 1902 in einer Moorlandschaft beim Pflügen entdeckt. Man will in ihm eine bildliche Darstellung der Fahrt der Sonne über den Himmel sehen. Und seine Verzierungen versucht man als Kalender zu deuten.

Kopien der Hörner von Gallehus. Foto: Malene Thyssen / Wikipedia.

Dass es von den Hörnern von Gallehus nur noch Kopien gibt, hat historische Gründe. Diese prachtvollen Gegenstände aus dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr. wurden bereits 1639 bzw. 1734 gefunden. Sie wurden als Teil der königlichen Kunstkammer auf Christiansborg aufbewahrt. Dort stahl sie am 4. Mai 1802 Niels Heidenreich. Der war den einschlägigen Behörden durchaus bekannt. Man hatte ihn schon 1788 als Falschmünzer zum Tode verurteilt und 1790 zu lebenslangem Zuchthaus begnadigt. Während seiner Gefängnisstrafe arbeitete er in der königlichen Kunstkammer in Christiansborg. Dies tat er auch nach seiner Freilassung, so dass es ihm ein leichtes war, falsche Schlüssel anzufertigen, mit denen er nachts in die Kunstkammer einbrach, um die beiden schweren Goldhörner zu stehlen. In seiner Küche schmolz er sie ein und fertigte daraus Münzen, die er bei Kollegen als „indische Antiken“ anbot. Die waren bei einer Prämie von 1.000 Talern, die man auf die Ergreifung des Diebes ausgesetzt hatte, natürlich aufmerksam und meldeten ihn der Polizei. So wurde Heidenreich verhaftet und nach seinem Geständnis zu vielen Jahren Gefängnis verurteilt. 1840 wurde er entlassen, nur um in eine Anstalt für Zwangsarbeit geschickt zu werden, wo er vier Jahre später starb.
Von den Hörnern hatte man zum Glück bereits vor dem Diebstahl viele Zeichnungen angefertigt, so dass man annähernd korrekte Repliken herstellen konnte. Übrigens werden auch diese Repliken noch gerne gestohlen, zuletzt 2007 aus dem Museum von Jelling.

Der Kessel von Gundestrup. Foto: UK.

Noch berühmter ist der Kessel von Gundestrup, der 1891 in einem Moor in Jütland gefunden wurde. Er dürfte wohl wesentlich weiter im Süden hergestellt worden sein. Wo genau, das ist bis heute umstritten, jedenfalls gibt dieses Kunstwerk Einblicke in keltische Vorstellungen und zeigt Gegenstände, wie wir sie auch von keltischen Münzen kennen bzw. von römischen, die sich auf Siege über die Kelten beziehen.

Kessel von Gundestrup / Detail: Der gehörnte Gott mit einem Torques in der Hand. Foto: UK.

Wohl am berühmtesten ist die Darstellung des gehörnten Gottes, den man zu gerne mit Cernunnos identifizieren würde. Klar erkennbar hält er in seiner rechten Hand einen Torques, …

Vindeliker. Regenbogenschüsselchen. Rv. Sechs Kugeln in Torques. Aus Auktion Gorny & Mosch 228 (2015), 2.

… wie wir ihn zum Beispiel von Regenbogenschüsselchen kennen.

Kessel von Gundestrup / Detail: Krieger, die Trompeten blasen.

Ein anderes Beispiel sind die Trompeten, die von Kriegern geblasen werden.

C. Iulius Caesar. Denar, 48-47. Rv. Trophäe mit gallischer Trompete. Aus Auktion Gorny & Mosch 176 (2009), 1972.

Die langen Musikinstrumente mit ihrem Tierkopf kennen wir auch von Denaren Caesars.

Hortfund von Hacksilber. Foto: UK.

Und damit zurück zu den Hortfunden. In der Abteilung Frühmittelalter ist ein ganzer Raum für Hacksilber-Horte reserviert, also für Horte, in denen Silber als Rohmaterial aufbewahrt wurde. Hier einer der größten. Er stammt aus dem 10. Jh., wurde in Himmelland gefunden und hat ein Gesamtgewicht von 5 Kilogramm.

Hortfund von Hacksilber. Foto: UK.

Aus der gleichen Zeit stammt dieser Fund aus Bornholm. Interessant sind die vielen islamischen Dirhems aus dem Nahen Osten, ein Zeichen für die weitreichenden Handelsverbindungen der Wikinger.

Der bis heute größte Münzfund Dänemarks. Foto: UK.

Und man glaube ja nicht, dass die anderen Abteilungen des Museums nichts Numismatisches bieten würden. Hier der um 1365 niedergelegte Hort von Kirial, der mit seinen 81.000 (sic!) Münzen aus Norddeutschland, England und Frankreich bis auf den heutigen Tag der größte Münzfund in ganz Dänemark ist.

Sonderausstellung des Münzkabinetts im Dänischen Nationalmuseum. Foto: UK.

Darüber hinaus hatten die Kollegen vom Münzkabinett zu Ehren der Gäste des DAMIN-Kongresses eine eigene Ausstellung gestaltet, bei der eine Uhlhorn-Prägepresse im Zentrum stand.

Thorvaldsens Museum.

Keine 500 Meter vom Dänischen Nationalmuseum findet sich Thorvaldsens Museum, das erste Museum der Welt, das einem einzigen Künstler gewidmet ist.

Bertel Thorvaldsen, Selbstporträt. Foto: UK.

Bertel Thorvaldsen (1770-1844) war der wohl wichtigste Vertreter des Klassizismus, der unzählige Statuen des 19. Jahrhunderts schuf, die zum Teil auch auf Medaillen abgebildet wurden.

Medaille auf die Gefallenen im Widerstand gegen die französischen Revolutionäre. Av. Luzerner Löwendenkmal. Foto: UK.

Ein Beispiel dafür ist der Löwe …

Gipsmodell für den Löwen des Luzerner Löwendenkmals. Foto: UK.

… für das Luzerner Löwendenkmal.

Münzsammlung des Bertel Thorvaldsen. Foto: UK.

Natürlich besaß Thorvaldsen eine bedeutende Münzsammlung, die in den oberen Etagen zu sehen ist. Zu ihr gehörten 2.794 griechische und 673 römisch-byzantinische Stücke, die alle in den Besitz des Museums kamen. Ungefähr 1.000 Stücke wurden bereits 1866 in Kopenhagen versteigert. Vom Rest ist ein großer Teil immer noch im Museum zu sehen.

Münzsammlung des Bertel Thorvaldsen. Foto: UK.

Genauso wie seine umfassende Sammlung von griechischen, römischen und ägyptischen Antiquitäten. Dazu nutzte der Bildhauer eine Sammlung von Gipsabgüssen bedeutender Statuen der Antike, um Inspiration für seine eigenen Werke zu finden.

Geldbeutel Bertel Thorvaldsens. Foto: UK.

Thorvaldsen gehörte zu den bestverdienenden Künstlern seiner Zeit, so war die Geldbörse wohl gefüllt, die er an dem Abend im königlichen Theater bei sich hatte, an dem er tot auf seinem Theatersitz zusammenbrach.

Ny Carlsberg Glyptothek. Foto: UK.

Wem das immer noch nicht genug Münzen sind, der sollte die Ny Carlsberg Glytothek besuchen. Sie ist der Beweis dafür, dass Biertrinken Kultur fördert. Gesammelt wurden die Objekte nämlich von Carl Jacobsen, Gründer der dänischen Carlsberg-Brauerei, heute als Carlsberg Group eine der größten Brauereien der Welt.

Porträt der Agrippina der Jüngeren, Gemahlin des Claudius, Mutter des Nero. Foto: UK.

Carlsberg trug Unglaubliches zusammen, vor allem seine Sammlung römischer Porträts von Kaisern und Kaiserinnen ist überwältigend.

Bronzeporträt des Septimius Severus. Foto: UK.

Vor allem das erste Jahrhundert ist beeindruckend bestückt, aber auch aus der Zeit der Severer und Soldatenkaiser ist einiges von ungewöhnlicher Qualität vorhanden.

Saal zum Thema „Römische Porträtkunst“. Foto: UK.

Dass in so einem Museum die Münzen nicht fehlen dürfen, ist fast schon selbstverständlich.

Ägyptisches Grabmodell eines Getreidespeichers, ca. 2000 v. Chr. Foto: UK.

Ein ganz besonderes wirtschaftsgeschichtliches Zeugnis sehen wir hier. Das Grabmodell, das um 2000 v. Chr. entstanden ist, spiegelt den damaligen ägyptischen Alltag. Man begreift auf den ersten Blick, welch wichtige Rolle die Schrift in Ägypten spielte. Ohne Buchhaltung keine Vorratsplanung. So sind bei diesem Modell nicht nur die Männer zu sehen, die Säcke mit Getreide in den Speicher bringen, und diejenigen, die aus dem Getreide Mehl mahlen und es in die Bäckerei befördern, sondern auch der Schreiber, der mit seinem Pinsel sorgfältig notiert, wie viel Getreide in den Speicher hinein- und hinausgeht.

Schloss Rosenborg. Foto: UK.

Kaum zu glauben, dass das immer noch nicht das Ende der numismatischen Möglichkeiten ist! Aber Schloss Rosenborg, wo früher die königliche Münzsammlung ihr Quartier hatte, bietet immer noch der königlichen Schatzkammer ein Unterkommen.

Gnadenpfennige. Foto: UK.

Und so sind hier nicht nur zahlreiche Gnadenpfennige zu sehen, …

Beispiel für einen vor 1693 verliehenen Elefanten-Orden. Foto: UK.

… sondern auch Orden, die man im Original in Auktionen praktisch nie angeboten sieht, so zum Beispiel der dänische Elefanten-Orden, der 1462 von König Christian I. gestiftet wurde.

Elefanten-Orden nach 1693. Foto: UK.

1693 wurden neue Statuten erlassen. Darin wurde nicht nur festgelegt, dass der kleine Elefant in Zukunft weiß emailliert sein soll, sondern auch, dass dem Elefanten-Orden nur noch 30 Ritter angehören dürfen, die alle zuvor den Dannebrog-Orden erhalten haben müssen.

Dannebrog-Orden. Foto: UK.

Natürlich ist der auch in der Schatzkammer zu sehen. Er soll der Sage nach schon 1219 während Waldemars II. Kampf gegen die Esten gestiftet worden sein. Sein Statut erhielt er allerdings erst – wie der Elefanten-Orden – im Jahre 1693.

Hosenbandorden. Foto: UK.

Ganz ohne Legenden war der britische Hosenbandorden, der 1348 während des 100jährigen Krieges gestiftet wurde, der älteste Orden von historischer Bedeutung. Er wurde in kriegerischer Zeit gegründet, um die Ritterschaft enger an ihren König zu binden.

Hosenbandorden. Foto: UK.

Der eigentliche Orden, der heilige Georg, der den Drachen bekämpft, ist in vielen Varianten in der dänischen Schatzkammer zu sehen.

Orden. Foto: UK.

Und das sind nicht die einzigen Orden, die man in Schloss Rosenborg zu sehen bekommt. Im Gegenteil, auf Schritt und Tritt stolpert man hier über Orden und Medaillen, letztere leider zum Teil schauerlich gereinigt.

Die alte Börse. Foto: UK.

Es gäbe noch viel mehr Numismatisches und Wirtschaftsgeschichtliches rund um Kopenhagen zu sehen und zu erzählen! Da wäre zum Beispiel die alte Börse, ältestes Börsengebäude Dänemarks. Es wurde von Christian IV. zwischen 1619 und 1640 erbaut, um Kopenhagen nach dem Vorbild von Amsterdam zu einem wirtschaftlichen Zentrum zu machen. Kein Wunder, dass das Gebäude gleichzeitigen Renaissancebauten in den Niederlanden ähnelt. Aktien wurden hier jedenfalls noch bis 1974 gehandelt!

Drachenturm. Foto: UK.

Und 2003 wurde der Drachenturm das 2. Motiv in der dänischen Gedenkmünzenserie zu 20 Kronen. Noch ein zweiter Kopenhagener Turm wurden hier verewigt: der Turm des Kopenhagener Rathauses.

Nationalbank. Foto: UK.

Natürlich kann man auch die Nationalbank besuchen und vieles, vieles mehr. Kopenhagen bietet unglaublich viel, und das nicht nur numismatisch gesehen.

Einen sehr guten Überblick zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten in Kopenhagen gibt es auf der Website des Kopenhagener Fremdenverkehrsamts.

Einen virtuellen Spaziergang durch das Dänische Nationalmuseum können Sie hier machen.

Die Website des Thorvaldsen Museums verschafft Ihnen einen kleinen Einblick in sein Werk.

Einen Überblick zum mythologischen Schaffen Bertel Thorvaldsens bietet dieser Film.

Natürlich hat auch die Ny Carlsberg Glyptothek ihre eigene Website.

Genauso wie Schloss Rosenborg.

Durch Schloss Rosenborg kann man sogar eine virtuelle Tour machen.

Alle Münzen der dänischen Turmserie finden Sie hier.