Eine Frage der Prioritäten: Investitionspläne vs. Denkmalschutz

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von Annika Backe

30. November 2017 – Griechenland. Je nach persönlichem Interessenschwerpunkt denkt man bei diesem Begriff an kulturelle Reichtümer oder an die derzeitige Finanzkrise. Dass sich beides verbinden kann, zeigen Kontroversen um die Investitionen in einen stillgelegten Flughafen. 

Das Hauptrollfeld des seit 2001 nicht mehr genutzten Athener Flughafens Ellinikon. Foto: Dennis David Auger / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0.

Das Areal – Geschichte und Zukunft

Schauplatz ist Athen, genauer der Vorort Elliniko im Süden der griechischen Hauptstadt. Dort wurde 1938 der internationale Verkehrsflughafen Athen-Ellinikon in Betrieb genommen. Um dem gesteigerten Passagieraufkommen Rechnung zu tragen, baute man zwischen 1966 und 1970 ein zweites Terminal nach Plänen des finnischen Architekten Eeero Saarinen. Doch schon bald wurde klar, dass Athen einen neuen, größeren Flughafen braucht. In einem gewaltigen, privat finanzierten Bauprojekt entstand der Internationale Flughafen Eleftherios-Venizelos, der seit 2001 in Betrieb ist.

Investoren haben das brachliegende Gelände des alten Ellinikon-Flughafens für sich entdeckt, das im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 2004 schon einmal teilweise umgestaltet wurde. So legte das griechische Unternehmen Lamda Pläne zur Einrichtung eines 620 Hektar großen Tourismusressorts in dieser landschaftlich attraktiven Lage vor. Das Projekt, hinter dem Investoren aus China und Abu Dhabi stehen, wirbt auf seiner Webseite mit den Vorteilen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. So soll das mehrere Milliarden teure Vorhaben den Tourismus ankurbeln und viele neue Arbeitsplätze schaffen. 

Das Projekt – Pro und Contra

Man könnte denken, dass Griechenland dies gelegen komme. Seit 2010 kann das Land nur mit internationaler Hilfe in Form von Überbrückungskrediten und Euro-Rettungsschirmen für seine Staatsschulden aufkommen. Renten werden gekürzt, Staatseigentum privatisiert. 

Die Pläne für den Ellinikon-Flughafen wurden von offizieller Seite jedoch gekippt. Nachdem die Forstaufsichtsbehörden 3,7 Hektar Fläche mit Eukalyptus-, Zypressen- und Olivenbäumen als schutzwürdig eingestuft haben, wurden zunehmend denkmalpolitische Bedenken laut. Schließlich stehe das von Saarinen erbaute Ostterminal unter Denkmalschutz und dürfe baulich nicht verändert werden. Die Investoren hielten dagegen, dass der weitaus größte Teil des Geländes nicht als schutzwürdiges Monument eingestuft sei. 

Neueste Entwicklungen

An diesem Punkt setzte die Kritik der Archäologen des Landes an. So betonte der dem Kulturministerium unterstehende „Archäologische Zentralrat“, dass bei den Arbeiten Bodendenkmäler und Antiken gefährdet sein könnten. 

Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 4. Oktober 2017 meldete, scheint nach langwierigen Verhandlungen nun aber der Weg frei für das Ellenikon-Projekt. So habe der Archäologische Zentralrat dem Projekt unter Vorbehalt zugestimmt und gleichzeitig die Empfehlung abgegeben, ein knapp 30 Hektar großes Areal zu einer archäologischen Stätte zu erklären. Ist noch keine offizielle Entscheidung gefallen, zeigten sich Politiker bereits jetzt zufrieden. Lamda ließ verlauten, man habe der Bedeutung archäologischer Funde von Anfang an Rechnung getragen und wolle nun die Auswirkungen einer solchen Entscheidung auf die Arbeiten prüfen.

Zum Artikel bei Reuters kommen Sie hier.

Mehr Informationen zum Denkmalschutz in Griechenland finden Sie auf der Webseite des „Central Archaeological Council“.

Und wenn Sie sich über das Ellinikon-Projekt informieren möchten, besuchen Sie die eigens eingerichtete Webseite.