Mint Directors Conference in Seoul 2018 – Teil 3: Forschungsergebnisse der Subkomitees

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von Ursula Kampmann

28. Juni 2018 – Während Kim Jong Un und Moon Jae in Panmunjom ein neues Kapitel der Geschichte des Verhältnisses zwischen Nord- und Südkorea aufschlugen, trafen sich rund 250 Teilnehmer zwischen dem 22. und dem 26. April 2018 zur 30. Mint Directors Conference in Seoul. Anwesend waren mit ihnen 36 Nationen, aus denen die Vertreter von Zentralbanken und Münzstätten, von Zulieferern, Direktmarketing-Gesellschaften, Medien und Münzbörsen kamen.

Die Arbeit der Subkomitees und ihre Forschungsergebnisse

Das Technical Committee hat sich in den letzten Jahren in zahlreiche Subkomitees aufgespalten, die gemeinsam mit der Zuliefererindustrie Lösungen in Spezialproblemen suchen. Wir stellen hier die wichtigsten Ergebnisse dieser laufenden Forschung vor.

Gemeinsames Beisammensein ist genauso wichtig wie die Vorträge. Hier wird das gehörte besprochen und „verdaut“. Foto: MDC 2018

Münzprägung in der Computersimulation

Die Japan Mint beschäftigt sich seit längerem mit den Möglichkeiten, die eine Computeranalyse bietet, wenn es darum geht, ohne Probeprägungen vorhersagen zu können, wie ein Stempel beschaffen sein soll, um eine optimale Standzeit in Verbindung mit der perfekten Prägung zu erzielen.
In Versuchen hat die Japan Mint nachgewiesen, dass die Standzeit eines Stempels auf das Doppelte erhöht werden kann, wenn man mit einer geringeren Krümmung des Stempels arbeitet.
Das Verfahren wurde nun auch an Stempeln anderer Münzstätten überprüft. Das Bayerische Hauptmünzamt und die Münze Österreich haben dafür Stempel zur Verfügung gestellt. Besonders beim österreichischen 2-Cent-Stück stellte das japanische Programm Verbesserungsbedarf fest: Die Standzeit der Stempel ließe sich wahrscheinlich bedeutend erhöhen, wenn die Krümmung der Rückseite leicht reduziert würde.

Das Ende des hässlichen Anlaufens von Silbermünzen

Die Polnische Münzstätte hatte erstmals anlässlich der World Money Fair 2016 ihre neue Technologie zur Oberflächenbehandlung vorgestellt, mit der sich das unschöne Anlaufen von Gold- und Silbermünzen verzögern lässt. Bei dieser Methode handelt es sich nur um eine von vielen derzeit marktüblichen Methoden.
Eine Untergruppe des Technical Committees widmet sich derzeit dem Vergleich und der Bewertung der heute existierenden Methoden, mit denen die Verfärbung von Edelmetall verhindert werden soll. Siemowit Kalukiewicz präsentierte den aktuellen Stand der Forschung, wobei diese noch lange nicht abgeschlossen sind.

Die Automatisierung des Stempelpolierens

Traditionell ist das Polieren der Stempel für die Herstellung von Münzen in Proof – im Deutschen bezeichnenderweise Polierte Platte genannt – ein aufwändiger Vorgang, der viel Handarbeit involviert. Die United States Mint, die wohl höhere Auflagen von Gedenkmünzen produziert als jede andere Münzstätte der Welt, hat diesen Vorgang vollständig automatisiert.
Sie steht im Zentrum einer Untersuchung, mit der herausgefunden werden soll, ob das neu entwickelte Verfahren auf andere Münzstätten übertragbar ist. In einem dritten Schritt müsste dann noch eruiert werden, ab welchen Auflagen sich die dafür notwendigen technischen Anlagen rechnen.
Mehrere Münzstätten haben für das Projekt rohe Stempel zur Verfügung gestellt. Wegen des us-amerikanischen Zolls kam es zu Verzögerungen. Bis jetzt konnte dieser Versuch erst für eine japanische Prägung durchgeführt werden. Die Ergebnisse kommen vorläufig noch nicht an die heran, die mit Handarbeit erzielt werden. Dies liegt wahrscheinlich nicht an der Methode, sondern daran, dass die rohen Stempel der anderen Münzstätten nicht die exakt gleichen Charakteristika aufweisen wie die US-Stempel. Es müsste also eine Anpassung an mehr Exemplaren vorgenommen werden, um zu eindeutigen Ergebnissen zu kommen.
Die Untersuchungen werden fortgeführt.

Laser, CNC-Fräser und elektrochemische Bearbeitung bei der Stempelherstellung: Ein Vergleich

Gibt es heute eine Methode, mit der das traditionelle Umsenken eines Stempels ersetzt werden kann? Ein neues Subkomitee wurde eigens dafür gegründet, um diese Frage zu beantworten. Mit dabei sind vier Münzstätten sowie drei Partner aus der Industrie:
ACSYS vertritt mit seinem Piranha PICO und seinem Orca PICO die Laser-Technologie. Lang steht mit seiner IMPALA für das CNC-Fräsen und PEMtec mit der PEM 800 für die elektrochemische Bearbeitung.
Untersucht wurden eine Vielzahl von Eigenschaften der unterschiedlichen Maschinen. Es ging zum Beispiel um die Qualität der Stempel hinsichtlich Optik und Detailreichtum, um Sicherheit und Umweltverträglichkeit und in wie weit es möglich sei, die Maschine in eine bestehende Produktion zu integrieren. Die Kosten, die für kleine und umfangreiche Emissionen bei den verschiedenen Techniken anfallen, waren natürlich auch ein wichtiger Punkt.
Erste ausführliche Ergebnisse liegen vor. Sie sind zu umfangreich, um sie im Detail hier zu präsentieren. Deshalb fassen wir an dieser Stelle nur die Schlussüberlegungen zusammen:

  • Jede der Methoden kann benutzt werden, um Werkzeuge und Stempel herzustellen.
  • Welche davon die beste ist, hängt von einer Vielzahl von Umständen ab.
  • Um die Methoden zu optimieren, muss noch viel Forschungsarbeit investiert werden.

Deshalb wäre es sinnvoll, die Studie fortzuführen, um mehr Daten zu sammeln und vor allem um die endgültigen Kosten abzuschätzen. Wahrscheinlich wäre vor allem eine Kombination von Methoden sinnvoll.

Welches ist die umweltverträglichste Form der Abwasseraufbereitung? Diese Frage soll hier geklärt werden. Foto: MDC 2018

Eine Frage der Nachhaltigkeit

Ein großes Subkomitee, dem zwölf Münzstätten angehören – darunter u. a. die Mint of Finland, die Münze Österreich, die Royal Canadian Mint, die China Banknote Printing and Minting Co. und die US-Mint –, widmet sich Fragen der Umweltverträglichkeit.
Im Moment sind die Nachforschungen an dem Punkt, an dem es zu verstehen gilt, wie viel Ressourcen bei der Herstellung von Ronden und Münzen verbraucht werden. In Bangkok musste das Komitee etwas beschämt zugeben, dass es unmöglich gewesen sei, zu ermitteln, wie viel Wasser in die Produktion einer bestimmten Menge Münzen flösse. Die Frage nach der Energie konnte dagegen 2018 beantwortet werden: Um eine Million Münzen von der Ronde bis zur Prägung herzustellen braucht man zwischen 1.000 und 2.500 kWh.
Außerdem wurden drei verschiedene Methoden zur Abwasseraufbereitung verglichen:

  • Physikalisch-chemisch (Südafrika)
  • Physikalisch-chemisch mit Filtrierung (Mexiko)
  • Vakuum Destillation (Münze Österreich)

Die umweltverträglichste Variante stellte dabei die Vakuum Destillation dar. Sie recycelt das Wasser zu 97 %! Und das gegenüber 0 % (physikalisch-chemisch) und 39 % (physikalisch-chemisch mit Filtrierung. Allerdings sind die Anschaffungskosten für dieses System sehr hoch und der Energieverbrauch steigt erheblich.

Eine neue Legierung für die Rondenherstellung

Poongsan arbeitet zur Zeit an einer kosteneffektiven Variante einer silberfarbigen Kupfermischung für Ronden. Sie soll mindestens 25 % weniger als Kupfernickel kosten und trotzdem eine ähnliche Leitfähigkeit haben und unempfindlich gegenüber Verfärbung sein.
Poongsan hat schon mehrfach über dieses Forschungsprojekt berichtet. Anlässlich der MDC in Korea freute sich Cheolmin Park bekannt geben zu dürfen, dass der Durchbruch in der Forschung gelungen sei. Ein neues Material liegt vor, das 24,2 % billiger ist als Kupfernickel. Trotzdem hat es eine vergleichbare Farbe und mit 5.64% IACS eine ähnliche Leitfähigkeit.
Der nächste Schritt für Poongsan ist es zu testen, ob das Material für die Massenprägung tauglich ist.

Mentoren für die Münzindustrie

Dr. Prabir De hielt einen Vortrag über die Bedeutung, junge Menschen langfristig in der Münzindustrie zu begleiten, um das Wissen, das ältere Mitarbeiter über Jahrzehnte gesammelt haben, nicht zu verlieren. Der Vorteil eines externen Mentors werde heute bereits von vielen internationalen Berufsgruppen genutzt. Auch die MDC habe beschlossen, diese Möglichkeit anzubieten. Für den Beginn stehen Dr. Manfred Matzinger-Leopold, Dr. Mike Gradwell und Dr. Prabir De als Mentoren zur Verfügung. Das Mentoren-Netz wird ausgedehnt; eine erste Bestandaufnahme zum neuen Mentoren-Programm folgt 2020 anlässlich der MDC in Südafrika.

Im vierten Teil beschäftigen wir uns mit einem neuen Projekt der MDC. Die Customer Task Force möchte in Erfahrung bringen, was der Nutzer von einer Münze erwartet. 

Teil 1 der Artikel rund um die MDC beschäftigt sich mit der Zukunft des Bargelds.

In Teil 2 geht es um die verschiedenen Guidelines, die von der MDC verantwortet werden.

Hier geht es zur Website der MDC 2018.

Die Mint Directors Conference hat eine neue Website.

Veranstalter der MDC2018 war KOMSCO, die Korea Minting, Security Printing & ID Card Operating Corporation.

Auf dieser Seite finden Sie mehr Informationen über KOMSCO.