Reformatio in Nummis – Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen

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von Elisabeth Doerk

22. Mai 2014 – In den altehrwürdigen Räumen der Wartburg wurde am Sonntag, dem 4. Mai eine Ausstellung besonderer Art eröffnet. Über einhundert Münzen und Medaillen aus 500 Jahren Reformation bieten auf unterhaltsame Weise Einblicke in die Geschichte des Protestantismus und die Welt der Numismatik. Nicht zufällig fiel der Termin der Einweihung auf den Jahrestag der Ankunft Luthers auf der Wartburg 1521. Damit knüpft die Sonderausstellung unmittelbar an einen der Orte des Geschehens an, denn auch sie beginnt mit einem Stück aus dem Jahr 1521, das den Wittenberger Reformator zeigt.

Dr. Rainer Opitz, Leihgeber eines Großteils der Objekte, Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann (Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017) sowie Katja Wolf, Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach (von l. nach r.). Copyright Wartburg Stiftung.

Die feierliche Eröffnung wurde im Festsaal der Wartburg begangen. Grußworte sprachen der Burghauptmann Günther Schuchardt, die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017, Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, der Vorstand und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Dr. Stefan Rhein, sowie der Initiator und Sponsor der Ausstellung, Fritz Rudolf Künker, Anschließend erfolgte ein kurzer Rundgang durch die Ausstellung mit der Kuratorin Elisabeth Doerk. Die musische Untermalung des Festaktes durch Beethovens „Wut über den verlorenen Groschen“ griff ebenfalls ein numismatisches Thema auf. Rund 100 Besucher wohnten der Eröffnung bei und feierten die neue Ausstellung anschließend mit einem Empfang im Burg-Café der Wartburg.

Magdeburg. Prägungen auf das Reformationsjubiläum 1617. Reichstaler 1617. Rv. die Reformatoren Johann Hus und Martin Luther. Dav. 5509. Aus Auktion Künker 237 (2013), 2308.

Nicht nur für Martin Luther, sondern auch für seine Zeitgenossen war der Umgang mit Geld, Zinsen und Handel Gegenstand heißer Diskussionen. Ausgelöst durch deflatorische Tendenzen nahm die Ratlosigkeit hinsichtlich des Wertes der Münzen immer mehr zu. Offiziell festgelegte Wechselkurse zwischen den einzelnen Nominalen wurden von Händlern ignoriert, die Zahlung mit kleinen Münzsorten wurde durch die Forderung eines zusätzlichen Agios belastet. Gleichzeitig gab es stetige Bestrebungen der Münzherren, den Feingehalt der Münzen weiter herabzusetzen.
Während die Funktion der Münzen als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel nicht mehr in allen Belangen volle Erfüllung fand, wurde eine weitere Funktion der Münzen immer wichtiger: Die Vermittlung von Inhalten. Schon seit vielen Jahrhunderten ließen Kaiser und Päpste, weltliche und geistliche Fürsten sich und ihre Wahlsprüche auf Münzen abbilden und nutzten diese zur Repräsentation ihrer Macht. Die evangelischen Fürsten nutzten Münzen auch, um ihre protestantische Gesinnung werbewirksam bekannt zu machen.
Während Münzumschriften und -bilder sich meist noch an Konventionen gebunden fühlten, ist die Bildsprache der Medaillen, die vor allem als Mittel zur Repräsentation und als Geschenkobjekt dienten, wesentlich direkter. Denn seit der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich zusätzlich ein neues Medium entwickelt: Schautaler oder modern Medaille genannt. Von Italien aus, wo der Maler Antonio Pisanello 1438 die erste Porträtmedaille eines zeitgenössischen Herrschers herstellte, verbreitete sich die Medaillenkunst auch ins Gebiet nördlich der Alpen. Besonders die freien Reichsstädte Nürnberg und Augsburg entwickelten sich im 16. Jahrhundert zu Zentren der Medaillenkunst. Im gesamten Reich erfreuten sich die Stücke in der Folgezeit großer Beliebtheit. Fürsten, aber auch reiche Patrizier, Gelehrte und Kaufleute ließen sich abbilden.
Doch nicht jeder bekam die teuren Medaillen zu sehen. Die im fürstlichen oder privaten Auftrag entstandenen Objekte wurden nur in kleinen Stückzahlen gefertigt und oft als Geschenk an andere Fürsten, Diplomaten oder im privaten Rahmen an Freunde verteilt. Bäcker, Bauer oder Magd waren mit Sicherheit nicht die Adressaten dieses Mediums. Dafür waren die Stücke in gelehrten Kreisen umso beliebter. Auch der Reformator Philipp Melanchthon war als systematischer Sammler antiker und zeitgenössischer Medaillen tätig.

Deutsches Reich. 2 Reichsmark 1933 D. Luther. J. 352. PP. Aus Auktion Künker 234 (2013), 5634.

Die Sonderausstellung „Reformatio in Nummis“ zeigt ein breites Spektrum von Münzen und Medaillen, die in Zusammenhang mit der Reformation und deren Persönlichkeiten stehen. Dabei gehen „Reformationsmünzen“ und „-medaillen“ weit über das 16. Jahrhundert hinaus. Tausende verschiedene Münzen und Medaillen befassen sich mit der Reformation und ihren Auswirkungen, stellen Persönlichkeiten dar, die Einfluss auf den Verlauf der Reformation hatten und verweisen auf Ereignisse, die in das allgemeine Geschichtsbewusstsein eingingen. Durch die Einbeziehung der Jubiläums- und Erinnerungsfeierlichkeiten anlässlich des Thesenanschlags und der Augsburger Konfession weitet sich das Feld der Reformationsmünzen und -medaillen bis in die Gegenwart.

Ein besonderer Leckerbissen der Ausstellung ist die Martin-Luther-Medaille der Evangelischen Kirche in Deutschland. Anhand mehrerer Medaillenentwürfe und Zwischenstadien kann der Herstellungsprozess des Stückes bis zur fertigen Medaille verfolgt werden. Dazu laden persönliche Kommentare der Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach ein, die Medaille als Kunstform der Gegenwart neu zu entdecken.

Die Münzhandlung Fritz Rudolf Künker hat die Ausstellung initiiert und gesponsert, um so die Chance zu ergreifen, an einem Ort, der jährlich von fast 350.000 Touristen besucht wird, eine numismatische Präsentation zu realisieren. Ulrich Künker meinte dazu: „Wenn es uns gelingt, auch nur einem Bruchteil der Gäste zu zeigen, wie bunt und anregend die Beschäftigung mit Münzen sein kann, dann hat sich unsere Investition in dieses Projekt mehr als gelohnt.“

„Reformatio in Nummis – Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen“
4. Mai – 31. Oktober 2014
Wartburg, 99817 Eisenach
Tel: 03691 / 25 00
E-Mail: info@wartburg.de
Öffnungszeiten: 8.30-17.00
Ein Ausstellungskatalog kann vor Ort erworben werden.

Mehr Informationen zur Wartburg finden Sie auf der Seite des Weltkulturerbes.